Mauro Colagrecos Mirazur wurde bei den "World's 50 Best Awards" in Singapur als bestes Restaurant ausgezeichnet.

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Anstatt Wasser hätte er jetzt lieber einen Whisky. Das sind nach Sekunden der Sprachlosigkeit die ersten Worte von Mauro Colagreco, als er Dienstagabend in Singapur zur Nummer eins der "World's 50 Best Restaurants" gekürt wird.

Das war ein kleiner Witz auf Kosten des größten Sponsors. Der ist nämlich der italienische Mineralwasserproduzent S. Pellegrino, der die Preisverleihung seit 2002 gemeinsam mit dem britischen Restaurant Magazine organisiert. Seither hat sich die Bekanntgabe der "50 Best", so die gängige Abkürzung, zu einem Treffen des Who's who der globalen Gastro-Elite gemausert. Jeder will dabei sein. Auf Platz zwei liegt das neue Noma von René Redzepi in Kopenhagen. Als bestes Restaurant im deutschsprachigen Raum und einziges aus Österreich steht das Wiener Steirereck auf Platz 17.

Colagrecos Erfolg ist aus mehreren Gründen interessant: Erstmals wurde mit ihm ein französisches Restaurant, nämlich sein Mirazur an der Côte d'Azur, zur Nummer eins. Dabei ist der heute 42-Jährige selbst Argentinier. Kurz zuvor hatte er als erster nichtfranzösischer Koch mit drei Sternen die Höchstbewertung des Guide Michelin erhalten.

Von alldem habe er nicht zu träumen gewagt, beschreibt Colagreco seine Gefühle im Telefongespräch mit dem STANDARD. Repräsentant der "neuen französischen Küche" zu sein mache ihn stolz. Seine im Speziellen bezeichnen er und andere als "Borderless Cuisine", also eine Küche ohne Grenzen.

Das ist neben der Herkunft des Kochs auch der Lage des Restaurants geschuldet. Das Mirazur liegt wenige Meter vor der italienischen Grenze im südfranzösischen Menton.

Als junger Koch kam Colagreco 2001 nach Frankreich und arbeitete dort bei Granden wie Alain Ducasse und Alain Passard. 2006 entdeckte er eine leerstehende Rotunde aus den 1930er-Jahren, mit den Alpen im Rücken und einem prachtvollen Blick aufs Meer. Darin eröffnete er sein Lokal. Der Garten, von dem die Zutaten für Gerichte wie "Green" aus Erbsen und Kiwi stammen, liegt 300 Meter entfernt.

An Colagrecos Seite steht seit vielen Jahren seine Ehefrau Julia, eine Brasilianerin, die er in Frankreich kennengelernt hat. Ohne sie und seinen kleinen Sohn wäre er nie so weit gekommen, sagt er. Valentin helfe ihm etwa beim Erbsenernten, erzählt der Starkoch – auch wenn dieser die meisten von ihnen selber isst. (Nina Wessely, 27.6.2019)