Hausmittel gegen Wespen gibt es viele. Ob sie wirken, darüber herrscht Uneinigkeit. Was in jedem Fall hilft: benutztes Geschirr und Gläser gleich nach dem Essen wegräumen.

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Eingeladen sind sie nie. Aber in den heißen Monaten des Jahres kommen sie trotzdem: Wespen naschen bei Grillereien im Garten und beim Kindergeburtstag auf dem Balkon von den Tellern und umschwirren die Gäste. Meist ist es die Gemeine Wespe oder die Deutsche Wespe, die sich so frech selbst einlädt.

Besonders beunruhigt sind viele Menschen dann, wenn die Wespen sich dauerhaft im Garten oder sogar im Haus niederlassen und dort ein Nest bauen. Sie siedeln sich beispielsweise im Dachstuhl oder in Rolllädenkästen an und werden meist erst dann entdeckt, wenn sich schon tausende Wespen im unscheinbar wirkenden Nest wohnlich eingerichtet haben.

Temporärer Besuch

Wer ein solches Nest entdeckt, sucht beispielsweise den Rat der Umweltberatung. "Es gilt, den Menschen die Panik zu nehmen", sagt der dortige Wespen-Experte Harald Brugger. Und zwar durch Information: Dass Wespen ein Nest nur für ein Jahr besiedeln, wissen viele zum Beispiel gar nicht. Im Herbst verlassen sie ihr Zuhause. Die Arbeiterinnen sterben, nur die Königin überwintert in einem Versteck. Dass der Wespenbesuch zeitlich begrenzt ist, beruhige viele, sagt Brugger.

Manche wenden sich auch an die Feuerwehr. In Wien ist diese für die Entfernung von Wespennestern in Privathaushalten aber nicht zuständig. Stattdessen muss ein Schädlingsbekämpfer her. 500-mal sind Christoph Kohsem und seine Mitarbeiter vom Wiener Schädlingsbekämpfer Purissima im Vorjahr ausgerückt, um Wespennester zu entfernen. Oberer Durchschnitt sei das im langjährigen Schnitt gewesen, erzählt Kohsem im Gespräch mit dem STANDARD. Das größte Wespennest, das ihm jemals untergekommen ist, war auf einem Dachboden, der so gut wie nie betreten wurde. Es hatte einen Durchmesser von mehr als einem Meter.

Die Königin töten

Ob das heurige Jahr ein Rekordjahr für Wespen wird, kann Kohsem noch nicht einschätzen. Das Ziel bei einem Einsatz, den seine Mitarbeiter in einem Schutzanzug absolvieren, laute, die Königin zu töten. Ein Staubinsektizid wird mit Druckluft in den Ausgang des Nestes geblasen. Die Königin und sämtliche Wespen, die sich im Nest aufhalten, sterben. Ohne Königin überleben auch die auswärtigen Arbeiterinnen nicht lange. Das finden selbst einige, die sich vor den Tierchen fürchten, ganz schön grausam. Vereinzelt gebe es schon Anfragen, ob eine Umsiedelung des Nestes nicht möglich wäre. "Das machen aber nur sehr wenige", sagt Kohsem. Denn die Nester sind oft schwer zugänglich.

Auf keinen Fall sollten Laien sich selbst am Nest zu schaffen machen. Bauern auf dem Land würden sich oft selbst darum kümmern, sagt Kohsem. Und zwar mit brachialen Methoden: "Der nimmt einen halben Liter Diesel und zündet das Nest an", so Kohsem. Gestochen werde er dabei aber sicher. Er warnt vor der Strategie: "So ist schon mehr als ein Carport abgebrannt, weil die Wespennester sehr gut brennen."

In Ruhe lassen

Harald Brugger von der Umweltberatung warnt auch vor speziellen Sprays, wie sie in Baumärkten zur Wespenbekämpfung verkauft werden. Sie können die menschlichen Atemwege reizen, außerdem sind sie leicht entflammbar. Auch davon, die Eingänge des Nests zu verschließen, rät Brugger ab, "sonst finden sie anderswo einen Ausgang".

Stellen die Nester keine unmittelbare Gefahr dar, dann sollten sie in Ruhe gelassen werden. Erschütterungen in der Nähe des Nests sollten vermieden werden, um die Tiere nicht nervös zu machen. Manche schwören auch darauf, zerknüllte Zeitungen, Papiersäcke oder nachgemachte Wespennester bei der Terrasse aufzuhängen, um sie fernzuhalten. Wespen halten diese angeblich für ein Nest der Konkurrenz. Schädlingsbekämpfer Kohsem glaubt nicht daran: "Ich habe schon Wespennester aus solchen Fake-Nestern entfernt."

Keine Wespenfallen

Wichtiger findet Harald Brugger von der Umweltberatung aber eine "besondere Sauberkeit", etwa indem Kindern gleich nach dem Essen die Hände und das Gesicht gewaschen werden, benutzte Teller rasch abserviert werden und Fallobst entfernt wird. Als natürliches Abwehrmittel empfiehlt er eine Schale mit Zitronensaft und Nelken auf dem Tisch. Von Wespenfallen, die mit einem Lockmittel gefüllt sind und in denen Wespen ertrinken, wie sie in vielen Gärten hängen, rät er ab. Darin würden weniger Wespen als vielmehr nützliche Insekten ertrinken.

Seltener als Wespen- sind Hornissennester. Aufgrund ihrer Größe sorgen sie für noch mehr Aufregung. Zu Unrecht, wie Brugger findet: "Hornissen sind viel friedfertiger." (Franziska Zoidl, 30.6.2019)