Solange man sich nicht auf den Rochen stürzt, ist eine nahe Begegnung nicht gefährlich.
Foto: Andrea Marshall, Marine Megafauna Foundation

So beeindruckend der Stechrochen Megatrygon microps auch ist, so wenig weiß man über sein Leben. Deshalb setzen Forscher nun auf Tauchtouristen, um Informationen über das imposante Tier zu sammeln – und hatten damit auch schon einigen Erfolg, wie ein Team der Marine Megafauna Foundation im Fachmagazin "PeerJ" berichtet.

Laut Andrea Marshall, der leitenden Wissenschafterin der Foundation, ist Megatrygon mit seinen 2,20 Metern Scheibendurchmesser der größte in den Meeren lebende Stechrochen. Übertroffen wird er nur noch von Verwandten, die paradoxerweise im wesentlich engeren Lebensraum von Flüssen zu finden sind: So bringt es der Riesen-Süßwasserstechrochen auf 2,40 Meter oder mehr.

Auf der Spur eines kaum bekannten Wesens

Megatrygon ist allerdings wesentlich schwerer zu studieren, da er die meiste Zeit auf hoher See verbringt. Immerhin findet er sich auch regelmäßig bei sogenannten Putzerstationen ein: Korallenriffen, wo verschiedene Arten von kleinen Fischen den Meeresriesen Parasiten von der Haut knabbern. Im Süden von Mosambik fällt eine solche Station mit einem beliebten Ziel von Tauchtouristen zusammen – und diesen Umstand konnte sich Marshall zunutze machen.

Bislang konnte Marshalls Team schon über 140 Fotos, die Taucher von den Rochen gemacht hatten und die bis ins Jahr 2003 zurückreichen, sammeln und auswerten. Da die Fleckenmuster auf dem Rücken der Tiere individuell unterschiedlich ist, konnten 70 verschiedene Rochen identifiziert werden. 15 davon wurden bei mehr als nur einer Gelegenheit gesichtet.

National Geographic España

Da man über die Lebensweise der Rochen bislang so gut wie gar nichts weiß, ist das immerhin ein Fortschritt. Als besonders interessant erwies sich der Fall eines trächtigen Weibchens, das zunächst vor den Stränden von Tofo im Südosten Mosambiks und später im Bazaruto-Archipel gesichtet worden war. Nachdem es über hunderte Kilometer gewandert war, kehrte es ohne Anzeichen von Trächtigkeit nach Tofo zurück – es könnte also der Fall zu sein, dass die Tiere gezielt bestimmte Regionen aufsuchen, um dort ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen.

Es wird weitergesammelt

Jede Information ist wichtig, da man auch nicht weiß, wie groß der Bestand dieser eindrucksvollen Tiere ist und welchen Bedrohungsstatus man ihnen zuweisen müsste. Die Marine Megafauna Foundation verweist aber darauf, dass 31 Prozent aller Hai- und Rochenarten weltweit von der Ausrottung bedroht sind.

Deshalb will Marshall auch die Kooperation mit Touristen fortführen. Ein gewisser Respektabstand bietet sich an, da Stechrochen ihren Namen nicht umsonst haben: Ihr langer Schwanz trägt mehrere Stacheln, die die Tiere zur Selbstverteidigung ansetzen. Je nach Art können diese Stacheln mit Widerhaken oder auch Giftdrüsen versehen sein. Angst vor Attacken müsse man laut der Biologin jedoch nicht haben. Megatrygon microps sei nicht nur ein "charismatisches" Tier, sondern auch ein relativ sanftes, dem man sich leicht bis auf eine vernünftige Distanz nähern könne. (jdo, 14. 7. 2019)