Foto: Getty Images/iStockphoto/Ramon Portelli

Pro
von Christoph Prantner

Es ist ja nie genug Schonzeit. Wir müssen das Klima, die Umwelt, die Hirsche, die Nerven, die Bandscheiben schonen, heißt es. Warum sollen wir dann nicht auch den Sitzgelegenheiten gegenüber angemessene Achtsamkeit aufbringen? Greta Thunberg zum Beispiel fährt nicht nur mit dem Zug. Sie soll auch dabei beobachtet worden sein, wie sie in der zweiten Klasse der Statens Järnvägar zwischen Linköping und Norrköping einen selbstgestrickten Sitzbezug aus Gotlandschafwolle über ihren Sitz zog und es sich darauf hygge machte.

Ist dieser Trend in Eisenbahnen noch neu, geht im Auto nichts über Polyester-Sitzpariser in Racing Red, kuschelige Lammfellbezüge oder die gute alte Holzkugelsitzauflage, die nicht nur Sitze, sondern auch Rücken und Brieftasche schont! Der Wiederverkaufswert einer Schrottlaube mit makellosen Sitzen ist ja beträchtlich höher als mit durchgescheuertem Gestühl. Und über den ästhetischen Zugewinn haben wir da noch gar nicht geredet!

Kontra
von Karin Bauer

Ein schwarzer Hund mit 35 Kilo, der wirklich haart und wegen seiner ganzjährigen Schwimmleidenschaft auch ganzjährig spezifische Gerüche absondert. Zwei Kinder, denen immer im Auto eingefallen ist, dass ihnen schlecht ist und sie deswegen einen Teil der Jause gleich essen müssen, dazu alle möglichen Vorräte und Gerätschaften für alle etwaigen Notfälle in der Familie: Das ist mein Auto. Was die Fahrgäste alles vergessen im Auto, will ich nicht erwähnen. Bitte, was sollte ich "schonen" wollen?

Gelegentlich meine Nerven vielleicht, das bleibt aber erfahrungsgemäß sowieso beim frommen Wunsch. Also – echt egal.

Ich habe mich aus dieser anhaltenden Zwangslage heraus entschlossen, Autoschonbezüge spießig und das wahre Leben vermeidend zu finden, und sie in eine Reihe mit samstäglichem Aussaugen und Autowaschen zu stellen. Eine Kleiderbürste im Wagen lasse ich mir grad noch einreden.

(RONDO, 12.9.2019)