"Das wird immer mehr", freut sich die Verkäuferin in der Konditorei, als ich meinen frisch gemahlenen Filterkaffee hole –  in der eigenen Aroma-Box. Immer mehr Leute verzichteten auf zusätzliche Verpackung wie Sackerln, sagt sie, noch vor zwei Jahren sei das ganz anders gewesen. Das freut mich. So wie mich jede der vielen hundert kleinen und größeren Initiativen freut, die ich im Lauf der letzten Jahre registriert habe, wie die Zunahme von Lastenfahrrädern, Zerowaste-Events, bewusst gewählte Textilien oder die Sammlung und Kompostierung von Bio-Rohstoffen.

Das gab es schon einmal

Aus Myriaden von Gedanken und Verhaltensänderungen werden Bewegungen – wie schon einmal in den 1970er und 80er-Jahren oder nun mit #FridaysForFuture. Da gab es plötzlich bleifreies Benzin, kompostierbare, braune Kaffeefilter, und ein fertiges Atomkraftwerk mutierte zum Denkmal für das grüne Österreich, das mittlerweile den größten Bio-Landwirtschaftsflächenanteil in der EU hat. Und das Konzept "Öko-Soziale Marktwirtschaft" kam in die Welt, hier in Österreich. 

Insekten sterben aus. Und schuld sind wir.
Foto APA/AFP/dpa/OLIVER BERG

Von den Ozeantiefen bis in die Achttausender, vom Great Barrier Riff im Nordosten Australiens bis zu uns: "Naturbelassen" gibt es nicht mehr. Jede und jeder kennt, sieht, spürt Veränderungen. Insekten und Vögel bleiben aus, Ackerböden rinnen davon, aggressivere Schädlinge wandern ein, Ernten fallen aus, Regionen werden unbewohnbar, und sogar das Meer ist verseucht: die menschlichen Eingriffe in die Natur haben eben ihre Folgen.

Alles auf eine Karte?

Robuste Optimisten glauben, Technik-Innovationen werden manche Probleme irgendwann lösen. Aber trauen wir uns wirklich, eine Wette darauf abzuschließen – mit dem Einsatz "alles"? So viel Mut habe ich nicht. Viel eher ist es möglich, das marktwirtschaftliche Wirtschaftssystem so weiterzuentwickeln, dass es umweltverträglich funktioniert. Von dieser Möglichkeit bin zumindest ich überzeugt. 

Lösungen gibt es. Was hindert uns, sie zu nutzen?

Kreislaufprodukte (wie auch qualitativ bessere Produkte mit langer Nutzung) lösen zum Beispiel das Problem der Ressourcen- und Energie-Verschwendung, sie sind aber etwas teurer als Wegwerfprodukte. Was hindert uns (sofern wir es uns leisten können), ab sofort nur noch Kreislaufprodukte ("Cradle to Cradle") zu kaufen?

Unwetter, Rekordhitze, das alles sind Symptome der Klimakatastrophe.
Foto: TU Wien/ASI/Land Tirol/BH Landeck

Zur Zeit sieht es – leider – noch so aus: erst wenn durch weitere Ereignisse wie Ernteausfälle die existenziellen Nöte und Ängste zum Thema Nummer eins geworden sind, wird sich der Blick aller auf das ökologische Überleben richten. Dann werden Betriebe boomen, die ökologisch gute bis sehr gute Lösungen anbieten. Neuheiten mit Öko-Mehrwert werden zum Leitthema in der Wirtschaft.

Alles hier Erwähnte gibt es schon. Die Frage ist: Wird es sich ausgehen? Ich denke und hoffe, dass wir die Klima-Probleme mit Öko-Sozialer Marktwirtschaft vielleicht "gerade noch" bewältigen können. 

Erste Schritte das Weges

Je länger wir dem Wachstumsgedanken als oberster Maxime folgen, mit Billigstarbeit, Umweltzerstörung und Energieverschwendung, umso mehr steigen die Temperaturen, umso katastrophaler werden die Folgen sein. Hören Sie auf Greta Thunbergs Appell. Was immer Sie heute Gutes tun können für den Planeten, tun Sie es! Auch ein "genauer Hinschauen" ist schon ein erster Fortschritt. Jeder kleinste Schritt zählt, lassen Sie sich nicht irre machen von jenen, die auf "großzügig" machen – auf Kosten aller. Werden Sie, wo immer möglich, Teil der Lösung und spüren Sie die Freude bei jedem kleinen Schritt. Das wird dann immer mehr. (Rudolf Schwarz, 13.7.2019)

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