Eine gepflegte Erscheinung, der Mazda3. Für viele der plausibelste Beitrag Japans in der Golf-Klasse.

Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

Das Cockpit des Mazda3.

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Gerade mit dem Heck sorgt der neue Japaner für Aufsehen.

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Der Kofferraum des Mazda3.

Foto: Andreas Stockinger

Es ist da ein interessanter Wettbewerb im Gange. Wer räumt seine Stube am besten auf? Meine Ausbildner beim Bundesheer hätten glänzende Augen bekommen bei der Art, wie Mazda im neuen 3er die Sache löst.

Hinterm Schaltknauf die zentrale Bedieneinheit mit großem Dreh-Drück-Bedienknopf à la BMW, umgeben von vier Hauptfunktionstasten. Links daneben die Handbremse, rechts Bedienung für Musik (findet sich, praktisch, noch einmal im Lenkrad, gibt aber auch Beifahrer oder -in die Möglichkeit einzugreifen). Endlich wieder einmal kein Betatschungsbildschirm – das zentrale Display sitzt schick verbaut obenauf. Dann in der Mittelkonsole Klima-Handhabung und Warnblinker, links vom Volant ein paar Tasten für Sitzpositionsspeicher, Rundumkamera etc., weiters noch die klar gegliederte Bedienung im Multifunktionslenkrad, fertig.

Ästhetisch wohltuend

Damit zählt Mazda momentan zu den Besten im Klassement, ästhetisch wohltuend dargeboten ist es auch noch, aber das trifft auf den gesamten Korpus des Fahrzeugs zu, auch außen. Ähnlich wie neuerdings Mercedes arbeiten die Japaner mit großen, sauberen Flächen, kein überflüssiger Falz, keine mit der Axt hineingehauene Sicke. Wobei die ganz große Fläche im Bereich C-Säule irritieren mag – konsequent zu Ende gedacht ist auch dies.

Innen ergibt sich daraus schlechte Übersicht seitlich und nach hinten, beim Parkvorgang ist es wurscht, weil multiple Kameralistik, nein, falsch: Kameraassistenz hilfreich zur Seite steht.

Der Mazda3 zählt zu den größten Beiträgen in der nach wie vor heiß umfehdeten Golf-Klasse. Mit knapp viereinhalb Metern Länge hat er die eigentlich schon verlassen. Das mag man bedauern, bei der Parkplatzsuche etwa.

Die Argumente auf der Habenseite sind aber auch nicht übel: Im Fahrgastraum herrschen recht großzügige Platzverhältnisse, lediglich die Fraktion langer Lulatsch stößt hinten oben rasch an ihre Grenzen, und der Kofferraum weist zwar eine hohe Ladekante auf, ist aber unerwartet voluminös, wirkt sogar größer noch, als die Papierwerte (330 bis 1026 Liter) erwarten ließen – was uns insbesondere im Vergleich mit dem kurz zuvor getesteten Corolla aufgefallen ist, dem Hauptgegner aus Japan; der andere wäre der größenmäßig noch weiter enteilte Honda Civic. Der Toyota ist zwar auch insgesamt kompakter, geizt aber vor allem beim Kofferraum.

Mild statt wild

Fahren wollen wir aber schließlich auch, also werfen wir den Testwagen einmal an. 122 mildhybride (24-Volt-Technologie, riemengetriebener integrierter Startergenerator) Otto-PS stehen an, Rekuperation und Zylinderabschaltung zeugen von gewissenhaft ausgeübter Öko-Sorgfaltspflicht. Im Fahralltag ein leises, kultiviertes, allerdings auch nicht übertrieben draufgängerisches Triebwerk, assistiert von einer lustvoll knackigen 6-Gang-Schaltung. Testverbrauch? Sieben Liter je 100 Kilometer gradaus.

Zu den wahren Gustostücken zählen dann aber noch die präzise Lenkung und ein wunderbar ausbalanciertes Fahrwerk. War in dem Punkt der Corolla als Japaner schon überraschend positiv aufgefallen: Der Mazda toppt den noch deutlich. Das Head-up-Display verdeutlicht zusätzlich, dass ein Mazda ein Auto ist, mit dem man gerne fährt, gerne auch sportiv.

Einmal durchs Menü

So. Und wie kriegen wir jetzt diesen dämlichen Auto-Zoom aus dem Navi? Du stellst auf 100 Meter oder 500, husch, husch, schon springt's zurück auf 130. Wir wühlen uns durch Submenüs, sind aber zu dumm, den Deaktivator zu finden. Was tun? Iris Schmid anrufen, die Mazda-Österreich-Pressechefin in Klagenfurt. Die weiß immer alles. Auch hier. Nicht gleich, aber bald. Danke, jetzt passt's! Und keine voreiligen Unterstellungen Richtung Mazda von wegen: nicht deaktivierbar.

Ein Punkt im umfangreichen Sicherheitspaket ist uns auch noch aufgefallen, weil wir das von der Konkurrenz so noch nicht kennen. Rückt man der Vorderfrau respektive dem Vordermann zu nahe auf die Pelle, verweigert der Mazda3 die Gasannahme. Fühlt sich erst einmal komisch an, hat aber didaktisches Potenzial. Fazit Mazda3? Mit Sicherheit ein rundum aufgeräumter Charakter. (Andreas Stockinger, x.7.2019)