Bei Treyarch mussten Mitarbeiter ein Jahr lang vor dem Release von "COD: Black Ops 4" bis zu 70 Stunden die Woche arbeiten.

Foto: Treyarch

Call of Duty: Black Ops 4 spielte in den ersten drei Tagen 500 Millionen Dollar ein – es war der beste Launch der Shooter-Serie aller Zeiten. Ein Bericht von Kotaku zeigt nun auf, dass bei Entwickler Treyarch monatelang horrende Arbeitsbedingungen im Vorfeld herrschten und Leiharbeiter als Menschen zweiter Klasse behandelt und mit schlechter Bezahlung abgespeist wurden.

Elf Ex- und aktuelle Mitarbeiter des Studios berichten davon, dass ein Jahr lang eine 70-Stunden-Woche bei Treyarch herrschte. Für die Entwickler zahlte sich dies zumindest finanziell aus, die freien Q&A-Tester erhielten für die Sechs-Tage-Woche allerdings lediglich einen Stundenlohn von 13 Dollar. Zugleich wurde die Abteilung stiefmütterlich behandelt und von Events ausgeschlossen.

Arbeit bei 32 Grad

Überstunden waren übrigens nicht verpflichtend, allerdings wurde schon erwartet, dass das Team regelmäßig länger arbeitet und teils Nachtschichten einlegt. Zu späterer Stunde wurde die Klimaanlage manchmal abgedreht, was dafür sorgte, dass die Belegschaft bei 32 Grad arbeiten musste. Intern kursierte deshalb der Schmäh, dass man in einem Ausbeutungsbetrieb arbeitet.

Überstünden hörten übrigens nach dem Release nicht auf. Da Treyarch nach der Veröffentlichung des Games ständig Patches herausgab, musste die Q&A-Abteilung teils 24/7 arbeiten, was dafür sorgte, dass manche Bugs unentdeckt blieben und sich die Situation mit jedem weiteren Update verschlimmerte. Die vielen Überstunden führten bei manchen Mitarbeitern zu Panikattacken, Depressionen und Vernachlässigung des Soziallebens.

15 Millionen Bonus für CFO

Das Fass zum Überlaufen brachte aber bei vielen freien Mitarbeitern die Meldung, dass Publisher Activision seinem CFO aufgrund des starken Geschäftsjahres 2018 einen Bonus von 15 Millionen Dollar ausgezahlt hatte. COD: Black Ops 4 hatte großen Einfluss darauf – die dafür zuständigen Q&A-Tester, die mit 13 Dollar Stundenlohn abgespeist wurden, sahen keinen einzigen Cent Bonus.

Treyarch-Studiochefs Dan Bunting und Mark Gordon haben gegenüber Kotaku angekündigt, dass man aufgrund des Berichts Maßnahmen setzen werde, beziehungsweise bereits gesetzt habe. "Wir haben eine Vision für die Zukunft des Studios, die eine bessere Work-Life-Balance vorsieht und wir wollen dies durch bessere Planung, besserer Entscheidungsfindung und Verbesserungen bei der Entwicklung bewerkstelligen", betonten Bunting und Gordon.

Studiochefs wollen Veränderung

Durch "ehrliche Kommunikation" und "harte Arbeit" soll die Veränderung herbeigeführt werden. "Spieleentwicklung ist sehr komplexe Kunst und benötigt unterschiedliche Menschen mit viel Talent, diese erfolgreich durchzuführen. Es ist daher wichtig, dass wir eine Kultur herbeiführen, die für alle Beteiligte ein gewisses Maß an Respekt entgegenbringt", erklärten die Studiochefs in einer Aussendung weiter.

Treyarch ist keine Ausnahme. Bei größeren Spieleschmieden wie CD Projekt RED, Epic Games, BioWare, NetherRealm und Rockstar Games soll es im Vorfeld von Releases immer wieder zu horrenden Arbeitsbedingungen gekommen sein. Mitarbeiter müssen bei geringer Bezahlung massive Überstunden einbringen. Zugleich macht die Spielebranche jedes Jahr erneute Rekordgewinne. (dk, 27.6.2019)