Zwei Hotels, darunter ein Leonardo Royal Hotel, ein Apartmenthotel ...

Foto: Leonardo Hotels Central Europe / CaMartcello Esterna

... und ein Hostel sind neben dem Bahnhof von Mestre entstanden.

Foto: Jessica Elliot

Keine großen Schiffe!" steht auf der Flagge, die provisorisch in der Corte de la Carità hinter dem Blumenkasten eingeklemmt ist. Der Massentourismus in Venedig ist auch mit seinen Gegnern präsent. Hotels im Zentrum der Lagunenstadt können es sich erlauben, Fantasiepreise zu verlangen, ganz egal, ob sich nun ein Kreuzfahrtungetüm bis zum Markusplatz schieben darf oder nicht.

77.000 Touristen am Tag

Günstigere Unterkünfte gibt es allerdings auch – etwa in den zahlreichen Bed and Breakfasts, die mittels Airbnb und ähnlichen Plattformen vermietet werden und die die Bevölkerung immer mehr aus dem alten Venedig verdrängen. Nicht ganz 54.000 Einwohnern stehen täglich 77.000 Touristen gegenüber. Immer mehr Besucher nehmen auch die rund zehnminütige Fahrt mit einem öffentlichen Verkehrsmittel auf sich und quartieren sich auf dem Festland in Mestre ein. Alle paar Minuten geht ein Zug oder Bus, die Zugfahrt kostet 1,35 Euro.

Direkt neben dem Bahnhof von Mestre hat nun die MTK Maria Theresien Kapitalgesellschaft mit Sitz in Wien vier Hotels errichtet. Vor wenigen Tagen wurde das Areal offiziell eröffnet.

Jetzt, wo auf dem ehemaligen Industriegebiet die neuen Bettenburgen – darunter ein Haus der österreichischen Hostelkette Wombat's – in den Himmel ragen und dem sonst eher planlos verbauten Mestre ein urbanes Gesicht geben, scheint so eine Immobilienentwicklung wie selbstverständlich. Dabei waren die ehemaligen Ca'-Marcello-Gründe, die zwischenzeitlich auch als Schrottplatz genutzt wurden, bereits totgeredet; einige Entwickler hatten sich hier schon die Finger verbrannt. Erst der MTK-Gruppe gelang es, gemeinsam mit den Behörden ein Konzept zu entwickeln, das das Areal schließlich in ein sauberes, modernes Quartier verwandelte.

Idealer Standort

"Wir hatten Kontakt zu vielen expandierenden Betreibern, für die wir die entsprechenden Immobilien entwickeln wollten", erzählt Delf Stüven, geschäftsführender Gesellschafter der MTK-Gruppe, im Gespräch mit dem STANDARD. Italien habe sich als idealer Standort erwiesen: Aufgrund der Bankenkrise gab es viele in Not geratene Kredite und Grundstücke, die Kapazitäten der Baubranche waren nicht ausgelastet, und das boomende Tourismusgeschäft sorgte für hohe Erträge.

"Eigentlich wollten wir in Mestre schon lange auf einem anderen Grundstück ein Wombat's eröffnen", sagt Sascha Dimitriewicz, Gründer und Geschäftsführer von Wombat's. MTK sei es aber gelungen, Ca' Marcello so zu entwickeln, dass am Ende ein kluges Konzept stand. Nach der Abstimmung mit den Behörden wurden die insgesamt fünf Gebäude mit zwei Hotels, einem Apartmenthotel und einem Hostel sowie zwei Parkhäusern in 22 Monaten Bauzeit fertiggestellt. 75 Millionen Euro wurden investiert.

Als der Rohbau im Dezember 2018 bereits stand, war noch immer keine Finanzierung gesichert. Österreichische Banken hatten zuletzt in Italien keine guten Erfahrungen gesammelt, und MTK konnte den italienischen Kreditinstituten keinen Track-Record in dem Land vorweisen. Schließlich konnten die Immobilien- und Finanzierungsberater Hogl & Hubmaier aus Wien, die in Italien auch andere Projekte betreuen, ein Konsortium an italienischen Volksbanken von Ca' Marcello überzeugen.

Weitere Pläne

Nun, da die Gebäude fertiggestellt sind und vom Bürgermeister von Venedig eröffnet wurden, haben die lokalen Banken aber Appetit bekommen. Und auch MTK will weitermachen, das Projekt in Venedig mit 8,5 Prozent Rendite soll nur das erste sein. "Ja, das Land steht weiter auf unserem Expansionsplan", so Stüver.

Direkt gegenüber dem Ca' Marcello hat man eine Option auf ein Grundstück mit 10.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche, hier soll ein Moxy Hotel entstehen. Und neben dem zweitgrößten Bahnhof Roms will MTK auf 12.000 Quadratmetern ein Steigenberger Intercity einquartieren – die Verhandlungen laufen. (Heimo Rollett, 29.6.2019)

Die Reise nach Mestre erfolgte auf Einladung der MTK-Gruppe.