Viele Frauen leiden an starken Menstruationsbeschwerden, doch nur die wenigsten gehen deshalb in den Krankenstand.

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Manche Frauen leiden stärker unter ihnen, manche weniger stark. Schmerzen und Krämpfe, die mit der Menstruation zusammenhängen, sind für viele Monat für Monat eine wiederkehrende Realität. Doch auch wenn die Regelbeschwerden extrem stark sind, kommt es für viele Frauen nicht infrage, sich deshalb für einen Tag krankschreiben zu lassen.

Sich nicht gut zu fühlen und trotzdem zur Arbeit, Uni oder Schule zu gehen, wird auch als Präsentismus bezeichnet. Speziell unter Frauen mit Regelbeschwerden ist das Phänomen weitverbreitet. Wie sich dieser Druck, ständig präsent sein zu müssen, auf die Produktivität der betroffenen Frauen auswirkt, haben nun niederländische Forscher in einer großangelegten Studie untersucht.

Starke Schmerzen, weniger produktiv

Die Befragung umfasste 32.748 niederländische Frauen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren, die ausführlich über ihren Zyklus und das Ausmaß ihrer Regelschmerzen befragt wurden. Zudem wurde erhoben, ob beziehungsweise wie oft sie sich wegen ihrer Periode krank gemeldet hatten. Von den Befragten gab fast ein Drittel an, bereits unter so starken Menstruationsbeschwerden gelitten zu haben, dass sie einen Arzt aufsuchen mussten. Etwa 3,5 Prozent der Frauen erzählten, dass sie fast jeden Monat gezwungen waren, wegen der Schmerzen zu Hause zu bleiben.

Obwohl viele Frauen unter starken Schmerzen litten, erschienen weniger als 14 Prozent von ihnen deshalb einen Tag nicht in der Arbeit. Frauen, die jünger als 21 Jahre alt waren, waren hochsignifikant häufiger bereit, zu Hause zu bleiben, wenn sie sich unwohl fühlten. Junge Frauen gaben dreimal häufiger an als ältere, sich bei Regelsymptomen eine Auszeit zu nehmen.

Diese Form des Präsentismus wirkte sich laut Eigenangaben der Probandinnen aber stark auf ihre Produktivität am Arbeitsplatz aus. Mehr als 80 Prozent der Frauen gaben an, dass sie an Tagen, an denen sie unter Regelschmerzen litten, deutlich weniger produktiv waren. Der Großteil fühlte sich an diesen Tagen stärker abgelenkt und unkonzentriert.

Hochgerechnet auf das Jahr ergaben sich so ganze neun Tage, an denen die betroffenen Frauen mehr oder weniger unproduktiv arbeiteten. Viele der Befragten wünschten sich die Möglichkeit flexiblerer Arbeitszeiten oder die Option, von zu Hause zu arbeiten, während sie unter Regelbeschwerden litten.

Noch immer ein Tabuthema

Die Forscher betonen: "Wie tabuisiert dieses Thema weiterhin ist, zeigt sich daran, dass Frauen mit Menstruationsbeschwerden noch immer stark dazu neigen, trotz Schmerzen in die Arbeit zu gehen." Von jenen Frauen, die wegen ihrer Periode in den Krankenstand gingen, erzählte nur eine von fünf ihrem Arbeitgeber den wahren Grund für ihr Fernbleiben. Es werde noch immer nicht offen genug über Regelschmerzen gesprochen, da sich viele nicht trauen, über ihre Menstruationsbeschwerden zu sprechen, so das Fazit der Studienautoren.

Auch die Plattform Erdbeerwoche, die für mehr Aufklärung in den Bereichen Menstruation und nachhaltige Frauenhygiene sorgen will, sieht die Tabuisierung der Periode weiterhin als großes Problem. Allerdings zeigt sich auch in Österreich ein Einstellungswandel der jungen Generation. Während im Jahr 2017 noch 60 Prozent der befragten Mädchen angaben, ihrer Periode negativ gegenüberzustehen, waren es 2019 nur noch sieben Prozent. (red, 11.7.2019)