Die Feuerwehr unterbrach die Gaszufuhr zu dem massiv beschädigten Haus und vorübergehend auch zu Nachbarhäusern.

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Wien – Für eine Gasexplosion, wie sie vermutlich am Mittwoch in Wien-Wieden stattgefunden hat, braucht es ein bestimmtes Gas-Luft-Mischverhältnis. Dieses liegt beim vor allem aus Methan bestehenden Erdgas bei einem Gasanteil zwischen 4,4 und 16,5 Prozent vor. Ist dies erreicht, werde es "sehr gefährlich", erklärt Anna Mauerhofer vom Institut für Verfahrenstechnik der Technischen Universität Wien.

Liegt die Gaskonzentration unter den 4,4 Prozent, ist das Gemisch zu mager, liegt es über 16,5 Prozent, spricht man von einem zu fetten Gemisch. Letzteres liegt in den Gasleitungen vor, was eine Entzündung verhindert. Bei einem zündfähigen Erdgas-Sauerstoff-Verhältnis reicht schon die kleinste Zündquelle aus, um eine Explosion auszulösen. Die Zündtemperatur von Methan bei rund 600 Grad Celsius wird etwa mit einem Feuerzeug, elektrischen Funken oder einer glühenden Zigarette erreicht, so die Forscherin.

Methan selbst ist eigentlich geruchlos. Damit ein Austritt überhaupt bemerkt werden kann, wird es mit Geruchsstoffen versetzt, sprich "odoriert". Am Institut für Verfahrenstechnik der TU Wien wird auch eine Biomassevergasungsanlage betrieben. Wie im Privathaushalt gelte es auch hier, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, "die Wartung ist natürlich ein sehr wichtiger Punkt" – vor allem bei älteren Rohren, betont die Wissenschafterin.

"Äußerst ungewöhnlich"

Über etwaige Faktoren, die zu dem Unglück in der Wiener Preßgasse geführt haben, könne man aktuell nur spekulieren, sagt der Innungsmeister der Wiener Installateure, Robert Breitschopf. Eine solche Gasexplosion sei in jedem Fall "äußerst, äußerst ungewöhnlich. Derartiges habe ich auch noch nicht erlebt."

Ein Faktor könne sein, dass in derartigen Hitzewellen im dicht verbauten Gebiet Fenster untertags meist geschlossen gehalten werden. Tritt Gas bei einer Therme aus, verflüchtige sich dieses im Normalfall aber über den Kamin. "Bei einer Zündung kommt es zu einer Verpuffung im Kamin, es trägt aber nicht die Hütte ab", so Breitschopf.

Auch der geringe Druck in den Gasleitungen an sich mache es unwahrscheinlich, dass Konzentrationen, die zu solchen Explosionen führen können, überhaupt erreicht werden. "Da muss irgendetwas Gröberes passiert sein", sagte der Innungsmeister. Möglicherweise habe jemand eine Flüssiggasflasche etwa zum Grillen verwendet. Man müsse die Untersuchungen abwarten. (APA, red, 27.6.2019)