Wien – "Durchatmen, Erleichterung, Zuversicht, endlich wieder eine Perspektive" – diese Begriffe fallen Cay Stefan Urbanek ein, um die momentane Stimmung im Volkstheater zu beschreiben. Wenige Tage vor Ende der vorletzten Saison unter Anna Badora und drei Wochen nach der ersten Begegnung mit dem künftigen künstlerischen Leiter Kay Voges gibt der kaufmännische Geschäftsführer einen Lagebericht.

Der erste Auftritt von Kay Voges, der sich unmittelbar nach der Pressekonferenz der Belegschaft präsentiert hatte, sei sehr gut verlaufen, schildert Urbanek. "Er hat die richtigen Worte gefunden, um den Mitarbeitern die Sorge um die Zukunft zu nehmen." Tatsächlich sei die Verunsicherung im Haus sehr groß gewesen, Gerüchte hätten die Fantasie befördert. Zwar gibt es weiterhin noch keine endgültige Klarheit darüber, in welchem Ausmaß sich die vom Umbau geprägten kommenden beiden Spielzeiten auch auf eine vorübergehende Aussetzung von Beschäftigungsverhältnissen auswirken werden, doch Urbanek verspricht: "Wir versuchen Kontinuität für alle zu schaffen."

Kontinuität geplant

Derzeit sieht es so aus, als gelte die geplante Kontinuität auch für den kaufmännischen Bereich, als würde das Volkstheater Wien also ab 2020/21 von Kay und Cay geleitet werden. Weder aus den zuständigen Gremien noch von der designierten neuen künstlerischen Leitung habe er bisher anderslautende Signale empfangen, sagt Urbanek. Seit seiner Kür sei Voges zwei Tage pro Woche im Haus gewesen und habe einige Dutzend Gespräche geführt. "Wir haben uns eine Agenda für den Herbst gegeben und eine Prioritätenliste erstellt, um einen reibungslosen organisatorischen Übergang zu ermöglichen." Für Anfang Juli, spätestens jedoch für Herbst hat Urbanek auch eine Fahrt nach Dortmund geplant, um auch mit der kaufmännischen Leitung von Voges' derzeitiger Wirkungsstätte intensiven Austausch zu pflegen.

Mit der vollmundigen Ansage, das Volkstheater zum modernsten Theater Österreichs machen zu wollen, hatte Voges Aufsehen, aber auch Schmunzeln erregt. Urbanek legt nun sogar nach: Schon mit dem seit Jahren vorbereiteten Umbau werde das Haus in seiner Gesamtheit diesen Anspruch einlösen können. Zwar gelte für alle technische Verbesserungen der Grundsatz "'state of the art' statt 'bleeding edge'", um auf bereits in der Praxis bewährte Technik statt auf Experimente zu setzen, doch im Gesamtpaket aus technischen Möglichkeiten von Licht- und Tonanlage bis zum Schnürboden, Klimatisierung und Sichtlinien werde das Haus sich jeweils am obersten Qualitätslevel orientieren.

Voges Wünsche erfüllen

Für die Umsetzung spezifischer Vorstellungen des künftigen Leiters werde man noch zusätzliche Investitionen für Equipment vornehmen können. "Das Schöne an der Digitalisierung ist ja: Das sind alles furchtbar kleine Bauteile. Da braucht es keine großen Umbauten." Die Generallinien des Vorhabens seien jedoch unbestritten, "bei der Oberflächengestaltung wird man noch das eine oder andere verändern können".

80 Prozent des geplanten Bauvorhabens seien bereits auf Schiene. "Wir haben ein straffes Bauprogramm und alles, was unter den Begriff 'Wünsch Dir was' fällt, rausgekämmt. Das steht jetzt auf festen Füßen. Jede Verschiebung kostet Geld. Und das haben wir nicht." Der grundsätzliche Plan habe sich nicht geändert: Ende Oktober 2020 soll die Bühne nach dem Umbau spielbereit sein. Dadurch, dass die neue Technik auch eine Probe- und Eingewöhnungsphase brauchen werde und einige neue Produktionen gleichzeitig vorzubereiten seien, sei allerdings der bei der Pressekonferenz avisierte Direktionsstart mit Jänner 2021 wohl realistisch. (APA, 28.6.2019)