Elisabeth Udolf-Strobl hatte laut Eigenangaben zehn Sekunden Bedenkzeit, ob sie Ministerin werden möchte.

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Wien – Sie habe "zehn Sekunden Zeit gehabt zu entscheiden, mache ich das oder mache ich es nicht". Und sie habe sich dafür entschieden, sagt die vor 25 Tagen angelobte Wirtschaftsministerin Elisabeth Udolf-Strobl. Weil sie viele wichtige Entscheidungen immer schnell getroffen habe. Und: "Ich kenne das Haus und die Kollegen schon seit vielen Jahren, und ich wusste, dass sie hinter mir stehen und mich unterstützen. Das ist ein gutes Gefühl."

Als Berufspolitikerin sehe sie sich nicht, sagt Rudolf-Strobl, die an der Universität Wien eine Übersetzer- und Dolmetscherausbildung (Mag. phil., Englisch, Spanisch) sowie ein Post-Uni-Studium an der Diplomatischen Akademie absolviert hat. Vor ihrer Berufung an die Spitze des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, wie das frühere Wirtschaftsministerium seit Jänner 2018 heißt, war die gebürtige Welserin als Sektionschefin für das Kulturelle Erbe zuständig.

Neugliederung von Lehrberufen

Sie werde Dinge weiterführen, die von der Vorgängerregierung bereits beschlossen, durch das vorzeitige Ende der Koalition aber nicht mehr umgesetzt werden konnten. Dazu gehöre beispielsweise der zweite Teil des Lehrlingspakets, wo es um die Neugliederung von Lehrberufen in der Bäckerei- und Baubranche sowie um eine Neugestaltung der Lehrberufe der Dachdecker geht, sagt Udolf-Strobl.

Die Neuaufstellung der Austrian Business Agency (ABA) falle ebenfalls in diese Kategorie. Die staatliche Agentur, die gegründet wurde, um ausländische Unternehmen nach Österreich zu locken, soll zu einer zentralen Anlaufstelle nicht nur für Investoren, sondern auch für Arbeitssuchende aus dem Ausland – Stichwort Fachkräftemangel – ausgebaut werden. Auf der To-do-Liste von der Ministerin steht außerdem ein von der Vorgängerregierung beschlossenes Start-up-Paket, um Jungunternehmen mit innovativen Ideen anzuschieben, begleitet von einem neuen Garantiesystem, mit dem die Förder- und Finanzierungsbank der Republik, die Austria Wirtschaftsservice (AWS) GmbH, innovativen jungen Unternehmen zum nötigen Startkapital verhelfen soll.

Keine eigenen Akzente

Eigene Initiativen und Akzente wolle und werde diese Regierung nicht setzen. "Wir verwalten", sagt Udolf-Strobl – es sei denn, äußere Umstände würden das erzwingen, etwa weil Österreich bei Nichthandeln Schaden nehmen würde.

Zum Außenwirtschaftsgesetz, das österreichische Unternehmen vor Übernahmen schützen sollte und ebenfalls dem Auseinanderbrechen der Regierung zum Opfer gefallen ist, meint die Neo-Ministerin: "Es ist wenig angenehm, dass das heuer nicht fertig wird."

Kurzzeitministerin

Dass sie nur kurze Zeit Ministerin sein wird, stört Udolf-Strobl hingegen nicht: "Es wird mir nicht schwerfallen, in die zweite Reihe zurückzugehen. Ich bin in der Sache ehrgeizig, aber nicht persönlich."

Udolf-Strobl ist in der Sektion Kulturelles Erbe, die unter anderem die Fachaufsicht über die Burghauptmannschaft und die Bundesimmobilienverwaltung umfasst, während ihrer Ministerschaft dienstfrei gestellt und wird nach Angelobung der neuen Regierung voraussichtlich Anfang 2020 auf ihren alten Posten als Sektionschefin zurückkehren. (Günther Strobl, 28.6.2019)