Teheran – Der Iran werde demnächst die Menge angereicherten Urans über die im Atomabkommen erlaubte Grenze hinaus erhöhen. Das berichtete die halbamtliche iranische Nachrichtenagentur Fars laut Reuters am Samstag unter Berufung auf informierte Quellen.

Der Iran reagiere damit auf die Nichterfüllung der Forderung Teherans, die Islamische Republik vor den Folgen der gegen das Land verhängten Sanktionen der USA zu schützen, hieß es. Die USA waren im Mai vorigen Jahres aus dem 2015 in Wien geschlossenen internationalen Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen.

Am Freitag hatte es in Wien ein Treffen der verbliebenen Vertragspartner des Atomabkommens gegeben, an dem Spitzendiplomaten aus Russland, China, Großbritannien, Frankreich und Deutschland sowie der iranische Vizeaußenminister Abbas Araqchi teilnahmen.

Angebote nicht ausreichend

Araqchi erklärt nach Abschluss der Gespräche, die Angebote der Europäer zur Rettung des Atomabkommens seien nicht ausreichend gewesen. Daher sei Teheran entschlossen, seine Verpflichtungen aus dem Atomdeal schrittweise zurücknehmen.

Der Iran hatte vor kurzem angekündigt, die unter dem Atomdeal zulässige Menge – 300 Kilogramm – niedrig angereicherten Urans zu überschreiten und damit erstmals gegen das Atomabkommen verstoßen. Das ist nach Angaben von Diplomaten vorerst aber nicht geschehen.

In der zweiten Phase des Teilausstiegs will der Iran die Beschränkung der Urananreicherung aufheben und Uran höher anreichern als die im Abkommen vereinbarte Obergrenze von 3,67 Prozent. Zudem soll auch die Schwerwasserproduktion – die unter anderem für die Plutonium-Produktion benötigt wird – hochgefahren werden. Das wäre nach Meinung von Beobachtern das Ende des Wiener Abkommens.

Der iranische Präsident Hassan Rouhani hatte den fünf verbliebenen Vertragspartner ein Ultimatum bis 7. Juli gesetzt. (APA, 29.6.2019)