Seit 27. April 2018 ist der Praterstern eine alkoholfreie Zone.

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Das Verbot umfasst neben dem Bahnhofsareal und den Vorplatz auch den angrenzenden Park Venediger Au.

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Die drei Hotspots entlang der U-Bahnlinie 6 kommen ohne eine weitere Alkoholverbotszone aus.

Wien – Das Alkoholverbot am Wiener Praterstern bleibt bestehen. Das ist das Ergebnis einer einjährigen Evaluierung der Maßnahme, die am Dienstag von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) präsentiert wurde. Laut dem Stadtchef zeige sich "ein sehr positives Bild am Platz". Laut einer Umfrage unter 2600 Personen, die den Verkehrsknotenpunkt nutzen, sei zudem das Sicherheitsgefühl vor allem bei Frauen gestiegen.

Das Alkoholverbot am Praterstern sowie dem angrenzenden Park Venediger Au war der erste verhängte Alk-Bann auf einem öffentlichen Platz in Wien – und bei der Einführung Ende April 2018 umstritten. Es war die erste politische Duftmarke, die Ludwig als Wiener SPÖ-Chef gesetzt hat. Vor allem die neue grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein sprach sich – damals als Sozialsprecherin ihrer Partei – heftig gegen die Maßnahme aus.

Für Ludwig gibt es aber keinen Grund, etwas am Alkoholverbot am Verkehrsknotenpunkt zu ändern. So sei die Kriminalitätsrate durch das Alk-Verbot "deutlich gesenkt" worden. Laut Polizei hätten sich die Kriminaldelikte seit Verhängung des Verbots halbiert. Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) sprach von einer "Erfolgsgeschichte", an der neben der Verbotszone auch die erhöhte Polizeipräsenz vor Ort einen hohen Anteil habe. Auch Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) nannte die getroffenen Maßnahmen am Praterstern "erfolgreich".

Vorerst keine weiteren Zonen

Vorerst keine weiteren ZonenWeitere Verbotszonen wird es laut Ludwig vorerst aber nicht geben. Und das, obwohl etwa in Ludwigs Heimatbezirk Floridsdorf vehement ein Verbot für den Franz-Jonas-Platz gefordert wird. Auch Bezirksvorsteher Georg Papai, ein Parteifreund Ludwigs, drängte – wie Bezirksvertreter von ÖVP und FPÖ – mit Nachdruck auf ein Verbot. Er blitzte damit aber bei seinem Parteichef ab.

Sozialstadtrat Hacker erklärte die Entscheidung gegen ein Verbot vor allem damit, dass die Situation am Floridsdorfer Bahnhof nicht mit dem am riesigen Verkehrsknotenpunkt Praterstern vergleichbar sei. "Ein Alkoholverbot bringt uns dort nicht weiter", so Hacker.

Ausschließen wollte Ludwig die Ausweitung von Verbotszonen in Zukunft aber nicht: "Je nach Herausforderung" sollen "die entsprechenden Maßnahmen gesetzt" werden. Die Schritte für drei weitere Hotspots in der Stadt, die am Dienstag ebenfalls präsentiert wurden, sehen aber keine Alk-freien Zonen vor.

Drei Hotspots entlang der U6

Entlang der U-Bahnlinie 6 soll an den Stationen Gumpendorfer Straße und Floridsdorf (Franz-Jonas-Platz) die Präsenz von Polizisten und Straßensozialarbeitern erhöht werden. Bei der Gumpendorfer Straße wurde dazu ein temporärer Polizeicontainer errichtet, um die Polizeipräsenz sicherzustellen und verstärkt gegen Drogenhandel vorgehen zu können.

Laut dem Wiener Sucht- und Drogenkoordinator Ewald Lochner sind für den Ausbau der Straßensozialarbeit in Wien insgesamt 330.000 Euro vorgesehen. Das entspricht etwa zehn zusätzlichen Jobs. Klienten der Drogeneinrichtung "jedmayer" am Gürtel sollen im Innenhof mehr Platz bekommen und sich nicht mehr zu lange vor dem Haus aufhalten.

Bei der U6-Station Josefstädter Straße wird das Obdach Josi, ein Tageszentrum für Obdachlose, mit einem Zubau auf der Rückseite erweitert: Bis zu 30 Personen zusätzlich sollen sich dann drinnen und nicht mehr vor dem Gebäude aufhalten.

Die grüne Vizebürgermeisterin Hebein zeigte sich erfreut, "dass keine weiteren Verbote kommen sollen". Nicht nachvollziehen könne sie aber die Rechnung der Polizei für den Praterstern, wonach es um ein Drittel weniger Anzeigen im Zusammhang mit Alkohol gebe. "Wie sind diese Daten zustande gekommen und mit welchen Daten wurden sie verglichen?", fragte sie. (David Krutzler, 2.7.2019)