So sah es vergangenen Donnerstag in der Pressgasse aus, die Aufräum- und Bergearbeiten nach der Gasexplosion waren noch nicht abgeschlossen. Zwei Häuserblocks entfernt startete zu diesem Zeitpunkt ein großes Straßenfest.

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Wien – "Da wurde gefeiert und ums Eck haben die Hilfskräfte noch in den Trümmern nach Vermissten gesucht." Der Herr am Telefon ist empört. Er kann nicht verstehen, warum das Freihausviertelfest in Wien-Wieden nur einen Tag nach der Gasexplosion in der Preßgasse am vergangenen Mittwoch nicht abgesagt wurde. Tatsächlich liegt der Ort der immer noch ungeklärten Katastrophe, bei der zwei Menschen ums Leben kamen, nur wenige Minuten vom bunten Treiben des Street-Festivals, das im Grätzel jedes Jahr veranstaltet wird und bei dem mehrere Plätze bespielt werden.

Dem Vernehmen nach, so der Anrufer, der anonym bleiben wollte, habe sich die Bezirksvorsteherin dafür ausgesprochen, das dreitägige Straßenfest abzusagen. Anstatt dessen habe man aber Musik bis in Preßgasse gehört, wo eben am vergangenen Donnerstag die Berge- und Sicherungsmaßnahmen noch voll im Gang waren.

20.000 Besucher

Also Nachfrage bei Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (SPÖ): Ja es stimme, sie habe für eine Absage oder eine Verschiebung des Freihausviertelfestes plädiert. "Doch die Entscheidung lag beim Veranstalter", so Halbwidl zum STANDARD. Und der Veranstalter, der Verein der Einkaufstraßen, habe entschieden, es trotz des Unglücksfalles in der Nachbarschaft durchzuziehen. Der Aufwand und die Vorbereitungen für die über die Jahre gewachsenen Kunst- und Kultur Veranstaltung mit rund 20.000 Besuchern ist groß.

Immerhin wurden dort aber Spenden für die Betroffenen der Gasexplosion gesammelt. "Und die Veranstalter haben zugesagt, den Spendenbetrag zu verdoppeln", sagt die Bezirksvorsteherin. Auf ihre Initiative haben sich auch Lokale dazu bereit erklärt, weiterhin Spendenboxen der Caritas und der Volkshilfe aufzustellen. Auch das Gasthaus "Der Hannes", es befindet sich direkt in der Preßgasse, engagiere sich sehr. "Die Menschen, deren Angehörige getötet oder verletzt und die ihre Wohnungen verloren haben und vorübergehend in Ersatzwohnungen untergebracht sind, können jede Unterstützung und jeden Euro brauchen", so Halbwidl. (Michael Simoner, 2.7.2019)