Die Salzkammergut Festwochen Gmunden sind natürlich schwerpunktmäßig Thomas Bernhard zugetan: Lesend werden diesen u. a. Herbert Föttinger, Birgit Minichmayr, Nicholas Ofczarek und auch Klaus Maria Brandauer würdigen. Die Mehrsparten-Reihe bietet allerdings auch musikalisch Reichhaltiges und startet sogar großorchestral. Es gastiert das Brucknerorchester Linz mit der siebenten Symphonie des Namensgebers. Chefdirigent Markus Poschner betreut sie (4.7.).

Wahrscheinlich Zufall, aber einer, der zum Vergleich anregt, ist die Präsenz eines Zeitgenossen und quasi Konkurrenten Bruckners: Johannes Brahms wird mit Liedern präsent sein, allerdings eher als Objekt der Verarbeitung. Der erfahrene Jazzarrangeur Matthias Rüegg (einst auch Chef des Vienna Art Orchestra) hat in den letzten Jahren sein Faible für die Klassik dazu benutzt, Kompositionen von Franz Schubert und Robert Schumann in jazzige Formate zu transferieren.

Unbeschwert verjazzt

Zusammen mit der delikaten oberösterreichischen Sängerin Lia Pale hat dieser Zugang – etwa bei Schuberts Winterreise – tatsächlich zu überraschend unbeschwerten und inspirierten Lied-Versionen geführt. Das Original erschien – charmant ersungen – im neuen Licht, Klassik wurde Jazz und klang so gar nicht verharmlosend.

Nun ist Rüegg auf Brahms gekommen: Eine Auswahl von Liedern des formbewussten Romantikers kommt auch als The Brahms Song Book (Lotus Records) heraus. Dieser Brahms wird im Stadtheater (20.7.) zelebriert, wo übrigens etwas später (15.8.) mit Shake Stew eine der zur Zeit angesagtesten Jazzbands gastiert. Wohl Brahms-frei. (toš, 2.7.2019)