Aus der Reihe "Schlecht durchdachte Marketing-Kampagnen".

Foto: Screenshot/Twitter

Twitter-Nutzer werden sich am Montagabend zweimal die Augen gerieben haben, als sie zuletzt über die offizielle, britische Seite des Sportartikelherstellers Adidas gestolpert sind. Dort wurde das neue Trikot des englischen Erstligisten Arsenal präsentiert. Auf der Rückseite stand aber kein Spielername, sondern "Vergast alle Juden". Das sorgte freilich für Entsetzen auf der Kurznachrichtenplattform, wie "The Guardian" berichtet. Der Post wurde mittlerweile gelöscht. Aber wie konnte es so weit kommen?

PR-Aktion wurde missbraucht

Hintergrund war, dass sich Adidas für die Präsentation der neuen Arsenal-Trikots eine spezielle PR-Aktion überlegt hatte. Der Sponsor der "Gunners" postete das neue Trikot also auf Twitter und animierte die Fans zu Retweets. Denn wenn jemand (zum Beispiel mit dem Namen "XY") es mit dem Kampagnen-Hashtag "#DareToCreate" retweetete, bekam er dafür eine besondere, persönliche Widmung. Der Username des jeweiligen Twitter-Accounts wurde nämlich als Dank automatisch virtuell auf die Rückseite des Arsenal-Trikots gedruckt. Und dies wurde wiederum vom britischen Adidas-Account retweetet, mit der Danksagung: "Das ist unser Zuhause. Willkommen an Bord, @XY. Nun ist es Zeit, den Deckel draufzumachen und das Trikot zu bestellen".

Viele Fans des beliebten Londoner Fußballvereins nutzten diese Gelegenheit, um auf der Adidas-Twitterseite mit Namen verewigt zu werden. Allerdings missbrauchten auch einige User diesen Service. Unter anderem eben auch der User "GasAllJewss". Und tatsächlich, adidas retweetete auch diesen Beitrag. Weitere geschmacklose Botschaften waren "Unschuldiger Hitler" oder "Willkommen, Madeleine McCann" – jenes britische Mädchen, das im Alter von drei Jahren in Portugal entführt worden war und seither als vermisst gilt. "96 waren nicht genug" dürfte auf die Hillsborough-Katastrophe im Jahr 1989 Bezug nehmen, als beim Spiel zwischen Liverpool und Nottingham Forrest aufgrund einer Massenpanik 96 Todesopfer zu beklagen waren.

Ermittlungen laufen

Montagabend und in den frühen Dienstag-Morgenstunden waren die Skandalbeiträge noch sichtbar. Mittlerweile hat Adidas alle Beiträge gelöscht und auch eine Stellungnahme abgegeben: "Wir wollten mit unserer Twitter-Aktion Arsenal-Fans ermöglichen, ihren Namen auf der Trikot-Rückseite zu veröffentlichen. Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass diese Aktion von einer kleinen Gruppe missbraucht wurde. Deshalb haben wir die Funktion sofort abgedreht und Ermittlungen eingeleitet".

Auch Arsenal äußerte sich bereits dazu: "Wir verurteilen diese (auf dem Trikot abgebildete, Anm.) Sprache. Diese hat weder in unserem Sport noch in unserer Gesellschaft Platz. Der Klub arbeitet hart daran, Diversität zu unterstützen, und daran, dass sich jeder bei uns gleichberechtigt fühlt." (red, 2.7.2019)