Himmelwärts: In Pürgg streben Kirchtürme und Gipfel nach oben.

Foto: Uwe Grinzinger

Verschlafen: Im Ortskern von Pürgg geht’s noch ruhig zu

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Platten, Bäuche, Überhänge: Der Fels am Gindlhorn ist abwechslungsreich.

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Saftig: Sattgrüne Töne dominieren unter dem Gindlhorn.

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Eindrucksvoll: Trotz bescheidener Höhe ist das Gindlhorn eine famose Aussichtskanzel.

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Übermächtig: Der Grimming zieht alle Blicke auf sich

Foto: Uwe Grinzinger

Seine Nachbarn kann man sich meistens nicht aussuchen. Als Berg schon gar nicht. Nehmen wir das Gindlhorn: Oberhalb des steirischen Ortes Pürgg ragt es aus dem Wald mit prallen Felswänden und grotesk überhängenden Felstürmen. Also eigentlich recht imposant – wäre da nicht der monumentale Felsbrocken des Grimming nebenan im Westen. Er übertrumpft das Gindlhorn himmelhoch. Vor lauter Imponiergehabe hielt man den Grimming lange Zeit sogar für den höchsten Berg der Steiermark – was er bei weitem nicht ist. Kurzum: Verglichen mit dem Grimming ist das Gindlhorn maximal ein Gindlhörnchen – tatsächlich wird es oft verniedlichend Gindlhörndl genannt.

Auch der Nachbar im Osten besitzt Geltungsdrang: Im Jänner 2018 schickte der Brandangerkogel autogroße Felsbrocken ins Tal, haarscharf an den Häusern von Pürgg vorbei. Angesichts der Schneise, die der Felssturz hinterlassen hat, grenzt es an ein Wunder, dass niemand verletzt wurde.

Wunderbare Aussichtskanzel

Eingezwickt zwischen derart extrovertierten Gesellen bleibt fürs Gindlhorn nicht viel Aufmerksamkeit übrig. Zu Unrecht. Der 1.259 Meter hohe Felshöcker bietet alles, was eine Genusswanderung braucht: einen Rundweg mit moderater Gehzeit (gut drei Stunden), etwas Nervenkitzel (am Felsdurchschlupf der "Himmelsleiter"), paradiesische Almwiesen (bei der Schröflhütte) und eine Einkehrmöglichkeit unterwegs (den Gasthof Dachsteinblick).

Der Auftakt des Rundweges wurde nach dem Felssturz verlegt, da der bisher übliche Start vom Naturbad Pürgg aus Sicherheitsgründen noch gesperrt ist. Vor allem aber ist das Gindlhorn eine wunderbare Aussichtskanzel, die wieder einmal eine alpine Binsenweisheit bestätigt: Den besten Blick auf einen markanten Berg hat man nicht, wenn man auf seinem Gipfel steht. Auch die ganze Wucht des Grimming offenbart sich erst aus der Distanz – vom Gindlhorn gegenüber.

Wir lernen: Abstand gewinnen hat im Leben noch selten geschadet. Und manchmal bietet gerade die Froschperspektive den besten Überblick. (Uwe Grinzinger, 4.7.2019)

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