Peter Pilz laufen die Mandatare davon.

Foto: APA/Eggenberger

Fünf Mandatare des siebenköpfigen Klubs der Liste Jetzt gaben selbst für parlamentarische Mitarbeiter überraschend bekannt, dass sie bei der Nationalratswahl nicht mehr kandidieren wollen. Angesichts dieses Personalabgangs hielt Listengründer Peter Pilz Mittwochmittag spontan eine Pressekonferenz zur Zukunft der Partei ab.

Denn neben seinen Wegbegleitern seit grünen Tagen, den Klubchefs Bruno Rossmann und Wolfgang Zinggl, wollen auch Alfred Noll, Stephanie Cox und Alma Zadić, die es zu den Grünen zieht, nicht mehr antreten. Übrig bleiben damit im Klub nur noch die ehemalige SPÖ-Abgeordnete Daniela Holzinger-Vogtenhuber und Pilz selbst.

Peter Pilz' Auftritt angesichts der vielen Abgänge.
DER STANDARD/APA

Doch der gab sich bei seinem Auftritt betont gut gelaunt. Dass die "alten Herren" in der Mitte der Legislaturperiode abgehen, war für Pilz klar. Nur die Entscheidung von Zadić habe ihn überrascht, erklärte er – weil sie ihm unlängst versichert habe, eine eigene Kanzlei aufbauen zu wollen. Von ihr hätte er sich "eine Vorwarnung" erhofft.

Wie es mit der Liste Jetzt weitergeht, wird sich in den kommenden zehn Tagen klären. Auf einer Klausur in Rust werde man nun über Kandidaten und das Team sprechen – und am 13. Juli eine Mitgliederversammlung abhalten, im Zuge derer die Listenerstellung erfolgen soll.

Schwammerlsaison steht an

Natürlich sei er selbst "politiksüchtig", aber die Aussicht auf ein Leben abseits der Politik sei für ihn sogar "verlockend", erklärte Pilz. Oft ärgere er sich, wenn gerade Schwammerlsaison sei und er in einen parlamentarischen Ausschuss müsse. Daher ist es "sicher nicht ausgemacht, dass ich den Rest meines Lebens Spitzenkandidat bin", so Pilz. Gleichzeitig verkündete er aber auch, dass er dieser Tage wieder frische Akten bekommen habe – insbesondere über die FPÖ. Damit hält sich der Aufdecker seine politische Zukunft wieder einmal offen.

Dem Vernehmen nach wollen neben Pilz auch Parteichefin Maria Stern und Ex-Mandatar Peter Kolba wieder antreten – auf Anfrage erklärt Kolba aber nur: Dazu sage ich nichts!" In den Umfragen dümpelte die Liste jedenfalls schon vor den jüngsten Turbulenzen nur mehr bei ein bis zwei Prozent herum, ein Wiedereinzug in den Nationalrat gilt derzeit als eher unwahrscheinlich.

Wechsel zu den Grünen

Schon am Samstag kandidiert Zadić beim Bundeskongress der Ökos für die grüne Bundesliste, wo die vorderen Plätze traditionell hart umkämpft sind. Zadić’ Antritt soll ein Zeichen der grünen Öffnung sein, neben ihr treten auch zwei Piraten an. Gleichzeitig gibt es innerhalb der Grünen schon Stimmen, die lieber Zadić als die Wiener Gemeinderätin Faika El-Nagashi als künftige Integrationssprecherin sähen – Letztere muss mit dem fünften Platz auf der Wiener Liste aber um den Einzug in den Nationalrat kämpfen.

Angeblich wurde Zadić schon seit Monaten von der SPÖ umworben. Nun freut sich Grünen-Chef Werner Kogler, selbst Spitzenkandidat, über den Neuzugang. Im STANDARD-Gespräch bezeichnet Kogler Zadić als "grundehrliche Abgeordnete", die sich bei den Grünen speziell zu den Themen Migration und Integration gut einbringen könne – und weil sich die Partei auch für eine Fortsetzung des U-Ausschusses rund um die Verfassungsschutzaffären einsetze, könnte Zadić bei einem Wiedereinzug der Grünen in den Nationalrat dort mit ihrer Arbeit gleich "anschließen".

Abgang seit zehn Tagen bekannt

Im Übrigen habe Zadić nach Koglers Informationsstand der Liste Jetzt schon "vor mindestens zehn Tagen mitgeteilt, dass sie bei denen nicht mehr kandidieren wird". Mit Cox, Noll, Rossmann und Zinggl gebe es keine Gespräche über ein Anheuern bei den Grünen, denn: "Bei uns sind die Fristen für Kandidaturen schon abgelaufen."

Sammeln die Grünen für ihr Antreten bei der Nationalratswahl nun die dafür nötigen 2.600 Unterstützungserklärungen oder werden drei Abgänger der Liste Jetzt dafür unterschreiben, was formal auch möglich wäre? Kogler dazu: "Wir starten nächsten Dienstag auf der Mariahilfer Straße mit dem Sammeln von Unterschriften. Da bin ich selbst dabei."

Alfred Noll wiederum gab im STANDARD-Forum bekannt, warum er nicht mehr kandidieren will – und machte dafür im Speziellen ein Medium verantwortlich. Dort schrieb er: "Es ist übrigens die Berichterstattung beziehungsweise die Nichtberichterstattung des STANDARD ein ganz wesentlicher Grund für meine Entscheidung, nicht mehr zu kandidieren." (Fabian Schmid, Nina Weißensteiner, 3.7.2019)