Nur wenn es um Pornografie geht, haben Frauen eine hundertprozentige mediale Präsenz. In den Tageszeitungen findet man auch viele Frauenbilder, wenn Schönheit oder Gesundheit behandelt wird. Viele Männerbilder hingegen, wenn es um Einfluss, Macht und Geld geht.

Das zeigt eine aktuelle Studie von Media Affairs, in der die Medienanalytikerin Maria Pernegger – wie schon in den Jahren zuvor – untersuchte, wo und wie Frauen und frauenpolitische Themen medial vorkommen. Oder eben nicht vorkommen: In der Wirtschaft sind 85 Prozent der repräsentierten "Player", wie es Pernegger formuliert, Männer. Noch dominanter sind sie in den Bereichen Religion (97 Prozent), in der Forschung (93 Prozent) und im Sport (92 Prozent). Frauen treten hingegen in Erscheinung, wenn es um Mode, Schönheit und Sexualität geht. Generell kommen in den untersuchten Tageszeitungen DER STANDARD, "Kronen Zeitung", "Österreich", "Heute", "Die Presse" und "Heute" zu 70 Prozent Männer und zu dreißig Prozent Frauen vor.

83 Prozent ÖVP-Männer

Die Studie zeigt auch, dass Realität und mediale Abbildung auseinanderklaffen, etwa in den Bereichen Politik und Wirtschaft. So hatte die ÖVP während des Untersuchungszeitraums – das Jahr 2018 – einen Frauenanteil von 36 Prozent in der Regierung. Trotzdem wurde die Partei in den Medien zu 83 Prozent von Männern repräsentiert. Auch die SPÖ hatte einen medialen Männerüberhang von zwei Dritteln – trotz Geschlechterparität im Parlament. In der Wirtschaftsberichterstattung liegt die Text- und Bildpräsenz von Frauen nur bei zwölf Prozent. Dort ist aber immerhin bemüht, Frauen vor den Vorhang zu holen, sagt Pernegger. Daher komme es zu einer leichten Überrepräsentation von Frauen – allerdings auf einem ohnehin sehr niedrigen Level: Der tatsächliche Frauenanteil in der Industrie liegt beispielsweise bei 4,6 Prozent, medial treten Frauen in der Industrie allerdings zu 7,1 Prozent in Erscheinung.

Aufrüttlerthema #MeToo

Pernegger hat sich über die reine Bildpräsenz von Männern und Frauen hinaus auch angesehen, ob und welche Inhalte medial hoch im Kurs stehen. Geht es um frauenspezifische Themen, zeigt sich seit Jahren konstant: Es muss hoch hergehen, damit sie vorkommen.

Foto: Media Affairs

Das Kopftuch ist mit 140.000 Wörtern das frauenpolitische Siegerthema, gefolgt von sexueller Belästigung und Sexismusthemen, wie sie 2018 stärker in der Politik aufgetaucht sind. Sei es die Aufregung über die Aussage des SPÖ-Politikers Georg Dornauer, er wolle sich eine Kollegin "nicht in der Horizontalen" vorstellen, oder die Vorwürfe gegen Peter Pilz wegen sexueller Belästigung. Dass Themen dieserart viel Aufmerksamkeit bekommen, sei eine klare Folge von #MeToo, ist Maria Pernegger überzeugt, das habe aufgerüttelt und einen neuen medialen Fokus auf Sexismus gelegt.

Vereinbarkeit und Pensionen fehlen

Das hat allerdings auch den negativen Effekt, dass viele andere frauenpolitische Inhalte verdrängt werden. Frauen am Arbeitsmarkt, Frauenquoten und Migrantinnen – sofern es nicht um das Kopftuch geht – rangieren ganz unten in der Themenliste. Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Mutterschaft oder Frauenpensionen liegen mit rund 30.000 Wörtern im Mittelfeld. Themen, bei denen es um die wirtschaftliche Absicherung von Frauen geht, sind genauso unterrepräsentiert wie in den letzten Jahren, daran hat auch #MeToo nichts geändert, weiß Pernegger. "Nicht alle Themen können auf dieser Welle surfen." Deshalb habe Frauenpolitik noch immer ein Imageproblem, "sehr viele Frauen fühlen sich mit ihren Problemen nicht gesehen". (beaha, 4.7.2019)