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Geduldig trägt eine Koala-Mutter ihre Tochter herum, obwohl diese nicht mehr viel kleiner ist als sie selbst. Leider kann bei so engem Kontakt auch eine Infektion übertragen werden.
Foto: AP Photo/Martin Meissner

In den 1970er Jahren wurden im Norden Australiens erstmals Koalas, die mit Chlamydien infiziert waren, entdeckt. Seitdem hat sich die bakterielle Infektion in erschreckender Weise ausgebreitet. Laut einer aktuellen Studie der Morris Animal Foundation und der Universität Adelaide dürfte es nur noch eine einzige Koala-Population geben, die von der Krankheit nicht betroffen ist. Und die lebt auf einer Insel.

Das Bakterium Chlamydia pecorum wird durch Körperkontakt übertragen – hauptsächlich sexuell, aber auch beispielsweise zwischen Müttern und Jungtieren. Es führt sowohl zu Bindehautentzündungen des Auges, die bis zur Blindheit gehen können, als auch zu Harnwegsinfekten, die sich auf Nieren und Fortpflanzungsorgane ausweiten können. Die Folgen sind Unfruchtbarkeit – ein mittlerweile weit verbreitetes Problem unter den Koalas – und schlimmstenfalls der Tod.

Untersuchungswelle

Nun haben Forscher insgesamt 145 Koalas aus verschiedenen Populationen auf Chlamydienbefall untersucht. Außerdem wurden tierärztliche Aufzeichnungen aus einem Zeitraum von über 22 Jahren herangezogen, insgesamt 13.000 an der Zahl. Es zeigte sich, dass alle Tiere von der Känguru-Insel südwestlich von Adelaide gesund waren. Eine statistische Hochrechnung ergab, dass die dortige Koala-Population mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit chlamydienfrei ist.

Im Gegensatz dazu wurde die Hälfte der 75 Koalas aus den Mount Lofty Ranges nahe Adelaide positiv auf das Bakterium getestet, auch wenn nur drei Exemplare Symptome einer Erkrankung zeigten. Die Epidemie hat sich also seit den 70ern vom Norden bis zum äußersten Süden des australischen Festlands ausgebreitet. Auch wenn sie dort (noch) nicht so stark wütet wie im Norden, setzt sie den Koalas – zusammen mit Faktoren wie Habitatsverlust oder Tod im Straßenverkehr – stark zu.

Hoffnungsschimmer

Die geografisch isolierte Population auf der Känguru-Insel dürfte die letzte sein, die von den tödlichen Bakterien nicht erreicht worden ist. Natasha Speight von der Uni Adelaide sieht in ihr einen Hoffnungsschimmer: Diese Population könnte in Zukunft als Reservoir dienen, um die Koalabestände in Regionen, wo sie schwinden, wieder aufzufüllen. (jdo, 5. 7. 2019)