Der Klimawandel macht sich bemerkbar. Waren Temperaturen über 30 Grad im mitteleuropäischen Sommer lange ein verhältnismäßig seltenes Phänomen, haben allein in Österreich diese sogenannten "Hitzetage" deutlich zugenommen. Wenn es draußen brütend warm ist, heizt sich früher oder später auch das Eigenheim auf – insbesondere, wenn man vergisst, konsequent Rollos oder Rolläden zu unter tags zu schließen.

Niemand schwitzt gern in den eigenen vier Wänden. Doch viele nehmen von der Anschaffung einer traditionellen Klimaanlage Abstand, gelten diese Geräte doch als klimaschädlich. Denn sie arbeiten mit Flurokohlenwasserstoffen (FKW), deren Treibhauseffekt deutlich stärker eingeschätzt wird, als jener von CO2, wie sich bei der Deutschen Welle nachlesen lässt. Als Kältemittel sind sie der Nachfolger der schon länger aufgrund ihrer schädlichen Wirkung für die Ozonschicht verbotenen Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW).

Alternativen

Allerdings es gibt Alternativen, die weniger problematisch sind und deren Kernelement fast jeder zuhause hat. Nämlich einen Ventilator. Mithilfe dieser Anleitungen lernt man, Geräte zu bauen, dank denen der stationäre Rotor nicht nur warme Luft verschiebt, sondern tatsächlich für Abkühlung sorgt – zumindest wenn man gezielt ein Zimmer und nicht die ganze Wohnung kühlen möchte.

Die Lösungen reichen vom Fünf-Minuten-Hack für den Schreibtisch bis hin zum ausgewachsenen, aber auch etwas teureren Bastlerprojekt, um selbst größere Räume angenehmer zu temperieren.

Der Flaschenventilator

Wer nicht unbedingt ganze Zimmer abkühlen will, sondern zufrieden mit einer persönlichen "Kältezone" ist, braucht neben einem einigermaßen standsicheren Ventilator (er sollte ein Schutzgitter besitzen) nur noch zwei handelsübliche Plastikflaschen, Kabelbinder und eine Schere. Die auf der Unterseite aufgeschnittenen Flaschen werden an der Front des Ventilators fixiert und mit Eis befüllt, wie dieses Video von Tommy TV zeigt. Das sorgt für eine leichte Abkühlung des Luftzugs. Ist das Eis zerronnen, so lassen sich die Flaschen auch leicht entleeren und wieder befüllen.

Tommy TV

Das nasse Handtuch

Diese simple Lösung lässt sich mit einfachen Mitteln auch skalieren, um kleinere Räume zumindest temporär abzukühlen, führt der Youtuber Mac Paverick vor. Hierzu notwendig sind neben einem Ventilator ein Wäscheständer, ein größeres Handtuch, ein Wasserbehälter sowie optional Eis oder Kühlpads. Das Handtuch wird kurz im Wasser eigelassen, vor dem Ventilator aufgehängt und sein Enden in den Wasserbehälter gesteckt, sodass es stets mit kaltem Wasser befeuchtet wird. Mit dieser Methode gelang in einem abgedunkelten Schlafzimmer eine Temperaturabsekung um etwa sechs Grad binnen einer Stunde.

Mac Paverick

Billig-Anlage in der Styroporbox

Vor einigen Jahren stellte der auf Basteleien spezialisierte Kanal Household Hacker eine günstige Selbstbaulösung vor, die allerdings schon etwas Geschick voraussetzt. Die Komponenten: Eine Styropor-Kühlbox, Rohrteile, einmal mehr eisgefüllte Flaschen sowie ein Ventilator – und auch ein Stanleymesser ist bei der Umsetzung von Vorteil. Hier hat man deutlich mehr Raum zur Unterbringung von Kühlmaterial, welches in der Box noch dazu gut von außen abgeschirmt ist. Zudem kosten die einzelnen Bestandteile nicht viel. Das Resultat: Die aus dieser Anlage entweichende Luft liegt bei Zimmertemperatur von 22 Grad um immerhin vier Grad niedriger.

Übrigens: Manche Luftbefeuchter, etwa der Venta Luftwäscher, arbeiten ebenfalls mit einem Ventilator, der einen Luftstrom in einen Wasserbehälter erzeugt. Wer ein solches Gerät besitzt, kann sich die Bastelarbeit ersparen und kann in seinen Luftbefeuchter einfach nur Wasser und Eis einfüllen, um denselben Effekt nach dem gleichen Prinzip zu erzielen.

Household Hacker

Version 2.0

Wer sich etwas mehr Aufwand zumuten möchte, kann das System drastisch verbessern .Bei "King of Random", zeigt man, wie sich der Luftfluss optimieren lässt und wie man Möglichkeiten schafft, um noch mehr Kühlmaterial einzufüllen. Das Ergebnis ist beachtlich, liegt die Temperatur der entweichenden Luft nach dem "Upgrade" doch um bis zu 17 Grad (Celsius) unter der Umgebungstemperatur. Der finanzielle Aufwand dafür ist überschaubar.

The King of Random

Deluxe-Lösung mit Wasserpumpe

Last but not least gibt es freilich auch noch eine "Deluxe"-Lösung zum Selberbauen. Die benötigt allerdings auch mehr Strom, weil neben dem Ventilator auch noch eine Wasserpumpe zum Einsatz kommt. Ebenfalls benötigt: Schläuche, Kupferrohre und eine Kunststoff-Kühlbox mit reichlich Platz für Eis und Wasser. Neben dem Ausflug zum Baumarkt dürfte man hier wohl zumindest eine Stunde mit Bastelarbeit beschäftigt sein, hat dafür aber dann ein selbstgemachtes Klimagerät, das über viele Stunden für ein angenehmeres Raumklima im Hochsommer sorgt, wie Ben Tardif beweist.

Ben Tardif

Ein weiterer Vorteil dieser Lösung: Während alle anderen Varianten viel Wasser verdunsten, wirkt sich diese Anlage nur minimal auf die Luftfeuchtigkeit aus, die im Sommer ohnehin schon recht hoch ist.

Haben wir Ihren Basteltrieb geweckt? Dann wünschen wir frohes Schaffen! (gpi, 11.07.2020)

Hinweis: In ähnlichen Anleitungen und Experimenten wird von Youtubern Trockeneis verwendet. Davon ist aus Sicherheitsgründen abzuraten, da aufgrund des davon freigesetzten CO2 insbesondere in kleineren und geschlossenen Räumen Erstickung durch Sauerstoffmangel droht.

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