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Thiem mangelt es massiv an Erfahrung auf Sand.

Foto: REUTERS/Toby Melville

London – Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass bei Damen und Herren zuletzt kein Österreicher in der zweiten Einzel-Runde von Wimbledon stand. Im Frühsommer 1994 lautete die Bilanz in Runde eins sogar 0:7, diesmal hatten sich nur zwei Aktive für das Grand-Slam-Tennisturnier qualifiziert. Für die beiden war am Dienstag jeweils Endstation, Dominic Thiem und Dennis Novak unterlagen beide in vier Sätzen.

Als die Bilanz besiegelt war, wollte das Novak nicht als Minuspunkt des österreichischen Tennis sehen. Der 25-Jährige verwies da vor allem mit Sam Querrey auf den starken Auftaktgegner Thiems, und dass für ihn vor allem mit besserem Aufschlag gegen den Ungarn Marton Fucsovics viel mehr möglich gewesen wäre. Und einer wie Sebastian Ofner wiederum habe schon vor zwei Jahren gezeigt, dass er im Tennis bzw. in Wimbledon reüssieren kann.

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Abgang mit hängendem Kopf.
Foto: REUTERS/Toby Melville

Bei Thiem wiederum ergibt sich Jahr für Jahr die Problematik, dass er bis drei Wochen davor eine extrem intensive Sand-Saison spielt, die Vorbereitung auf Rasen darunter leidet. Nach seinen beiden Paris-Endspielen musste er im Vorjahr in der ersten Wimbledon-Runde aufgeben. Diesmal folgte auf Roland Garros der Verzicht auf das Rasen-Vorbereitungsturnier in Halle, womit er keine Turnier-Matchpraxis vor dem harten Test gegen Querrey hatte.

Nur vier Rasen-Matches in zwei Jahren

"Die Sand-Saison hat mich viel gekostet", führte Thiem aus. "Ich habe alles gegeben, was ich hatte. Dann hatte ich die Entscheidung zu treffen, ohne Vorbereitung auf Rasen zu spielen. Und dann komme ich auf Querrey, der Rasen liebt." Viel Erfahrung gehöre auch dazu, bei nur vier Rasen-Matches in zwei Jahren sei die aber nur schwer zu sammeln. Bloß ein Turnier-Match auf diesem Belag in einer Saison hat Thiem noch nie gespielt. 2014 waren es zwei gewesen.

Gegen Querrey hatte es lange gar nicht schlecht ausgesehen. "Ich war – obwohl es ausgeglichen war – immer ein bisschen obenauf. Dann ist mir in kurzer Zeit das Match entglitten, und es war 1:2 in Sätzen. Vor allem auf Rasen kann es schnell passieren, dass es auch in die andere Richtung kippt. Ich muss schauen, wie ich es in den nächsten Jahren mache, hier besser zu spielen." Grundsätzlich sei es in der kurzen Rasen-Saison aber schwierig, das zu bewerkstelligen.

Jedenfalls möchte Thiem dafür keine Einschränkungen auf Sand machen, ein Grand-Slam-Titel und das am besten in Paris ist weiter sein höchstes Ziel. "Ich stehe aber auf Sand bei jedem Turnier unter Vollstrom. Doch ich bin keine Maschine, die immer auf 100 laufen kann. Sicher brauche ich danach eine Zeit, bis ich dann wieder vier, fünf Stunden alle zwei Tage volle Intensität fahren kann."

Auf Novak kommen Baastad, Gstaad und Kitzbühel zu

Während Thiem nun bis in die Woche ab 22. Juli für das Turnier in Hamburg Zeit zur Vorbereitung hat und bis dahin in sechs Wochen nur ein Tour-Match in den Beinen haben wird, wird Novak schon übernächste Woche in Baastad wieder im Einsatz sein – ebenfalls auf Sand. Da hofft er, in den Hauptbewerb zu rutschen. Es folgen Gstaad und Kitzbühel. Novak: "Jetzt mache ich aber die nächsten Tage nichts, Ende nächster Woche spiele ich in Deutschland Liga."

Mit seinem Abschneiden in Wimbledon ist Novak schon wegen der geschafften Qualifikation nicht unzufrieden. "Nach der bitteren Niederlage in Ilkley (Challenger-Finale, Anm.), glaube ich, haben mir das nicht viele zugetraut. Das habe ich mir selbst bewiesen, dass ich das kann." In Zukunft gebe es nur einen Weg, und der müsse so aussehen wie in den vergangenen Wochen. Da habe er mit seinem Touring-Coach Julian Knowle gut gearbeitet.

Konkret gelte es vor allem, am Service zu arbeiten. "Damit ich mehr Percentage bekomme am ersten, vielleicht auch mehr Tempo", sagte der Weltranglisten-104. Nach Wimbledon geht es im Ranking mit ihm vorerst wieder etwas bergab. (APA, 3.7.2019)