Eine Grafik als Protest gegen Atomkatastrophe.

Weissraum

Die dänische Aktivistin Anne Lund zeichnet 1975 eine lachende rote Sonne auf gelben Grund, schreibt "Atomkraft? Nej tak" (Atomkraft? Nein danke") dazu und verteilt Buttons mit dem Motiv auf einem Protestmarsch in Aarhus. Es ist die Geburt eines ikonischen Logos, das bis heute für die Antiatomkraftbewegung steht und gegen allerlei grafische Modernisierungsversuche immun blieb.

Der Entstehungsgeschichte verschiedener Protestsymbole gilt ein Teil der Ausstellung Schaut shout. Grafik und Protest im Innsbrucker Weissraum, einem Kompetenz- und Vermittlungszentrum für visuelle Gestaltung. Welche Strategien werden angewandt, um Botschaften zu transportieren? Man sieht Freundliches wie die "Smiling Sun", Zugespitztes, Ironisches, Plakatives, Provokatives.

Verstörende Plakate

Der israelische Gestalter Yossi Lemel reagiert seit Jahrzehnten mit prägnanten, zum Teil verstörenden Plakatmotiven auf den Israel-Palästina-Konflikt. Exemplarisch für kollektive Autorenschaft steht die von Pariser Kunststudenten während der Studentenproteste 1968 eingerichtete Siebdruckwerkstatt Atelier Populaire. John Heartfield, geboren 1891 als Hellmuth Herzfeld in Berlin, gilt wiederum als Erfinder der politischen Fotomontage und setzte sie gezielt gegen den Nationalsozialismus ein.

Nicht nur aus lokaler Perspektive spannend: Der Tiroler Publizist Markus Wilhelm wusste Ergebnisse seiner Recherchen im Tiroler Polit-Sumpf schon lange vor dem Start seines Blogs dietiwag.org effektiv an die Öffentlichkeit zu bringen. Vor dem Erscheinen jeder Ausgabe seiner Zeitschrift Foehn plakatierte er Sujets großflächig in Innsbruck. Und die von Treibhaus-Chef Norbert Pleifer zu fast jedem Innsbrucker Wahlkampf und anderen Anlässen gestalteten "Wahlplakate" sind längst begehrte Sammlerstücke. (Ivona Jelcic, 5.7.2029)