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Mohammed bin Rashid al-Maktoum und seine Frau Haya bint al-Hussein im Februar 2018 in Dubai.

Foto: Reuters / Christopher Pike

Wenn denn seine zuletzt auf seiner Website veröffentlichten Gedichte die Realität wiedergeben, dann hat Sheikh Mohammed bin Rashid al-Maktoum seine sechste Frau abgeschrieben: Haya bint al-Hussein, die Gattin des Herrschers von Dubai, sei nach Deutschland geflüchtet, hieß es ja schon vor Wochen. Neben ihren beiden Kindern soll sie auch viel Geld mitgenommen haben. Von London aus, wo sie laut Times in Kensington Palace Gardens ein 100-Millionen-Dollar-Haus besitzt, strengt sie nun ihre Scheidung an. Offiziell bestätigt ist aber ihr Aufenthaltsort nicht, sie gilt als untergetaucht.

"Es ist mir egal, ob du lebendig oder tot bist", dichtete der verlassene Ehemann zuletzt über die "Verräterin". Zuvor hatte er noch der "Liebsten" nachgetrauert. Auch wenn er sie ziehen lässt: Laut Informationen britischer Medien will der Emir, der Mitte Juli 70 wird, das Sorgerecht für die Kinder, Tochter al-Jalila, 11, und Sohn Zayed, 7. Ein Gerichtstermin soll bereits im Mai stattgefunden haben, der nächste ist am 30. Juli.

"Verstörende Fakten"

Die BBC will wissen, dass die Flucht Prinzessin Hayas mit dem Schicksal einer anderen Tochter von Sheikh Mohammed bin Rashid zu tun hat: Haya habe "verstörende Fakten" zum Fall Latifa bint Mohammed erfahren.

Über die Flucht der jungen Frau im Februar 2018 und ihre vom Vater erzwungene Rückkehr – er schickte ein Einsatzkommando los, das sie von einem Schiff verschleppte – gibt es sogar einen Dokumentarfilm, Escape from Dubai. Latifa hatte sich mit einem Video an die Öffentlichkeit gewandt, in dem sie ihren Vater schwer beschuldigt und als das personifizierte Böse bezeichnete. Demnach habe er Jahre zuvor bereits ihre Schwester, Shamsa, mit Gewalt aus Großbritannien nach Dubai zurückholen lassen, die ebenfalls gefangen gehalten werde.

Haya, die eine Tochter des 1999 verstorbenen Königs Hussein von Jordanien und somit eine Halbschwester des derzeitigen Königs Abdullah ist, spielte in der Affäre Latifa eine seltsame Rolle. Sie lud im Dezember 2018 eine alte Bekannte, die frühere irische Präsidentin Mary Robinson, nach Dubai ein, die daraufhin bestätigte, dass Latifa "clearly troubled", aber gut versorgt sei. Nach medialer Kritik sagte Robinson kurz danach eine weitere Dubai-Reise wegen des Falls des zu zehn Jahren Haft verurteilten oppositionellen Aktivisten Ahmed Mansur ab.

Nun hat Prinzessin Haya, 45, also offenbar selbst die Reißleine gezogen. Geheiratet hatte sie den 25 Jahre älteren Emir von Dubai, der auch Vizepräsident, Premier und Verteidigungsminister der Vereinigten Arabischen Emirate ist, 2004 in Amman. Beide verbindet eine Leidenschaft für Pferde: Haya war aktive Turnierreiterin und nahm 2000 an den Olympischen Spielen in Sydney teil. Das Pferderennen in Ascot war für das Paar früher ein gemeinsamer Pflichttermin.

In polygamer Ehe

Die jordanische Prinzessin steht der britischen Königsfamilie nahe und fühlt sich in Großbritannien heimisch: Sie hat dort ihre Schul- und Studienzeit verbracht. Inwieweit jedoch britische Gerichte zuständig sind, bleibt zu sehen. Die Ehe, die Mohammed bin Rashid mit ihr geschlossen hat, ist noch dazu polygam, also nach westlichen Kriterien ungültig. Demnach läge die Vormundschaft über die Kinder wohl eindeutig bei ihr.

Allerdings ist Prinzessin Haya nicht, wie manche Medien schreiben, die sechste Frau des Emirs in dem Sinn, dass alle diese Ehen aufrecht sind. Der Islam erlaubt bis zu vier Ehen. Explizit nicht scheiden ließ sich Mohammed bin Rashid jedoch eindeutig von seiner ersten Frau, Hind bint Maktoum bin Juma Al Maktoum.

Die 1962 Geborene, die sowohl mütterlicherseits als auch väterlicherseits eine Cousine (ersten beziehungsweise zweiten Grades) ihres Mannes ist, wurde 1979 mit 17 Jahren an ihn verheiratet. Während die patrilineare Cousinenheirat (Mann heiratet Tochter seines Onkels väterlicherseits) im arabischen Raum weitverbreitet ist, ist das schon eine besondere Konstruktion.

Die erste Frau des Emirs ist die Mutter von zwölf seiner 30 Kinder. Ihr zweitältester Sohn, Hamdan bin Mohammed, ist Kronprinz von Dubai. Der älteste, Rashid, ist vor einigen Jahren an einem Herzinfarkt verstorben. Sheikha Hind ist nie in der Öffentlichkeit zu sehen, es gibt auch keine Fotos. Aber ihr Status als erste Frau des Emirs ist unantastbar. Von Haya hieß es deshalb stets, sie sei die Juniorgattin. (Gudrun Harrer, 6.7.2019)