Vor dem Bundeskanzleramt in Berlin ...

Foto: APA/AFP/OMER MESSINGER

... versammelten sich die Demonstranten ...

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... um für die Aufnahme der Geretteten ...

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... aus dem Mittelmeer zu protestieren.

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Berlin – Tausende Menschen sind am Samstag deutschlandweit aus Solidarität mit zivilen Seenotrettern und zur Unterstützung von Flüchtlingen auf die Straße gegangen. Die Bewegung Seebrücke sprach von insgesamt rund 30.000 Demonstranten in mehr als hundert Städten. Demnach nahmen am Nachmittag in der Hauptstadt Berlin rund 8.000 Teilnehmer an der Kundgebung teil. In Hamburg waren es rund 4.000.

Die Kundgebungen sollten noch bis zum Abend dauern, weshalb die Organisatoren mit einem weiteren Anstieg der Teilnehmerzahlen rechneten. Unter anderem in Berlin wurde ein Appell der deutschen Kapitänin des Rettungsschiffs Sea-Watch 3, Carola Rackete, über Lautsprecher übertragen. "Man kann von der Bundesregierung erwarten, dass sie mutig vorangeht und sagt: Wir nehmen jetzt bis auf weiteres alle auf, die auf dem Mittelmeer gerettet werden. (...) Das sind ein paar Hunderte oder Tausende im Moment, die da übers Mittelmeer kommen." Die Verantwortungslosigkeit der europäischen Staaten habe sie gezwungen, so zu handeln, wie sie es getan habe.

Rackete war jüngst mit ihrem Schiff und 40 Migranten an Bord unerlaubt in den Hafen der italienischen Insel Lampedusa gefahren und daraufhin festgenommen worden. Inzwischen ist sie wieder frei.

"No border – no nation"

In Hamburg skandierten die Demonstranten "No border – no nation" (kein Grenze – keine Nation) und forderten auf Plakaten unter anderem die Freigabe der in Italien beschlagnahmten Sea-Watch 3. In Bonn ließen die Teilnehmer von einer Rheinbrücke aus Blumen ins Wasser fallen, um der Toten im Mittelmeer zu gedenken.

Sören Moje, Maschinist der Sea-Watch 3, forderte auf einer Kundgebung im niedersächsischen Oldenburg ein stärkeres Engagement deutscher Städte zur Aufnahme geretteter Flüchtlinge aus Seenot. Moje war erst vor wenigen Tagen aus Italien zurückgekehrt, nachdem italienische Behörden das Schiff festgesetzt hatten. "Das Mittelmeer ist inzwischen die tödlichste Grenze der Welt", sagte Moje. Besonders tragisch sei auch, dass viele Menschen schon mehrfach misslungene Fluchtversuche hinter sich hätten und anschließend in Folterlagern wie in Libyen misshandelt würden.

Die Bewegung Seebrücke hatte sich im Sommer 2018 gegründet und fordert die Entkriminalisierung der Seenotrettung, sichere Fluchtwege und sichere Häfen für Flüchtlinge. Symbolfigur ist Rackete. (APA, 6.7.2019)