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Platz drei für Argentinien wurde es am Ende. Und Messi war sauer.

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Sao Paulo – Die Stimme ruhig, die Botschaft explosiv: "Es wurde mir heute für das, was ich gesagt habe, die Rechnung präsentiert." Für Lionel Messi war die Copa América vor dem finalen Pfiff zu Ende gegangen – mit der zweiten roten Karte seiner Karriere. Bevor er aber die Bühne verließ, machte er seinem ganzen Ärger über die Südamerika-Meisterschaft furios Luft. Nicht zu Unrecht.

Für die Medaillenvergabe nach dem mit 2:1 (2:0) gegen den entthronten Champion Chile gewonnenen Spiel um Platz drei kehrte der 32-Jährige aus Protest erst gar nicht auf den Platz zurück. "Wir müssen nicht Teil dieser Korruption sein", sagte die Lichtgestalt des ältesten Nationenturniers verärgert zum Abschied. Und legte nach: "Die Korruption und die Schiedsrichter haben es nicht zugelassen, dass wir bei der Show mitmachten."

Nach gleich zwei seiner Meinung – und der vieler seiner argentinischen Landsleute – nach nicht gegebenen Elfmetern im Halbfinale gegen Gastgeber Brasilien (0:2) hatte er schon laut auf den Kontinentalverband geschimpft. Nach dem Platzverweis gegen Chile ("Gelbe Karten hätten es auch getan") in São Paolo platzte Messi endgültig der Kragen: "Die Copa ist ein abgekartetes Spiel für Brasilien." Da war das Finale der Hausherren gegen Peru am Sonntag (22 Uhr) im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro noch gar nicht gespielt.

"Unwahre Vorwürfe"

Der Kontinentalverband Conmebol wies die Anschuldigungen in einem eiligen Statement weit von sich: "Es ist nicht hinnehmbar, dass aufgrund wettbewerbsspezifischer Vorfälle unbegründete Anschuldigungen erhoben wurden, die unwahr sind und die Integrität der Copa América infrage stellen."

Gary Medel will noch nicht von Lionel Messi lassen. Der sieht schon, wohin das noch führen wird – in die Kabine.
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Das Duell um den Trostpreis in der mit 44.269 Zuschauern gut besuchten Arena Corinthians von São Paulo war ohnehin aufgeheizt, weil sich dabei ausgerechnet die Finalisten der beiden letzten Auflagen gegenüberstanden. In der 37. Minute kochte nach einem eher harmlosen Zweikampf das Latino-Blut bei Messi und Chiles Kapitän Gary Medel hoch, blähten sich beide Brust an Brust wie Streithähne auf. Messi hatte Medel in einem Laufduell leicht geschubst, dieser revanchierte sich mit einigen Remplern, die Situation schien sich fast schon wieder aufzulösen. Doch da eilte der Unparteiische Mario Díaz de Vivar aus Paraguay hinzu und zeigte beiden Kapitänen den roten Karton. Vorschnell jedenfalls, aber auch vorsätzlich? "Er wollte sich wichtig machen", kritisierte selbst Chiles Routinier Arturo Vidal den Referee und stellte im Sinne Messis klar: "Wir sind es, die für das Spektakel sorgen sollen."

Vidal hatte die Partie bei zehn gegen zehn mit einem verwandelten Foulelfmeter (59.) nach Videobeweis noch einmal spannend gemacht. Schon vor dem Doppelausschluss war Argentinien durch Tore von Sergio Agüero (12.) und Paulo Dybala (22.) mit 2:0 in Führung gelegen.

Eigentlich lammfromm

Messi hat zuvor erst einmal, bei seinem Teamdebüt 2005 – bei einem 2:1-Testspielsieg in Budapest gegen Ungarn wurde er in der 64. Minute eingewechselt und eine Minute später wegen einer Tätlichkeit ausgeschlossen – Rot gesehen. Erwartet wird nun eine Sperre für zwei Pflichtspiele, theoretisch also beim Doppelspieltag zum Auftakt der südamerikanischen WM-Qualifikation im März 2020.

Zuvor testen die Argentinier am 9. Oktober in Dortmund gegen Deutschland. Die Revanche für das WM-Finale 2014 war Messi, der mit seiner Selección noch nie einen Titel geholt hat, am Samstag aber gleichgültig. Doch mag sehr wohl auch dieses Endspiel dazu beigetragen haben, dass sich der Superstar von den Schiedsrichtern verfolgt fühlt. Damals hatte der italienische Referee Nicola Rizzoli im Maracanã entscheidend eingegriffen, als er Argentinien nach einer knappen Stunde bei 0:0 einen fälligen Elfmeter verwehrte – nach einer fast schon ausschlusswürdigen Attacke des deutschen Goalies Manuel Neuer gegen Gonzalo Higuaín. Der Rest ist Geschichte, Mario Götze schoss Deutschland in der 113. Minute zum WM-Titel.

"Alle haben gesehen, was passiert ist", hat Lionel Messi damals gesagt. "Alle haben gesehen, was passiert ist", sagte Lionel Messi auch am Samstag. (sid, fri, 7.7.2019)