Debian ist nicht nur eine der ältesten Linux-Distributionen, sie bleibt auch bis heute – vor allem im Serverbereich – eine der am weitesten verbreiteten Variante des freien Betriebssystems. Im Vergleich zu anderen Distributionen pflegt Debian dabei einen relativ konservativen Einsatz bei der Integration neuer Softwarekomponenten. Auf die aktuellsten Komponenten verzichtet man meist zugunsten einer ausführlichen Test- und Stabilisierungsphase. Etwas mehr als zwei Jahr nach der Freigabe von Debian 9 folgt nun die nächste Generation der Softwaresammlung.

Buster ist da

Das Debian-Projekt kündigt die offizielle Freigabe von Debian 10 "Buster" an. Im Vergleich zum direkten Vorgänger gibt es hier zunächst einmal zahlreiche Softwareaktualisierungen. So kommt nun der Linux Kernel 4.19 zum Einsatz, bei Debian 9 war es noch Linux 4.9. Zudem wurde die Bash auf die Version 5.0 aktualisiert, und der Java-Support macht ebenfalls einen großen Sprung: Statt bisher OpenJDK 8 kommt nun OpenJDK 11 zum Einsatz.

Debian 10 hat natürlich auch ein neues Wallpaper.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD
Auf den Live-Medien von "Buster" findet sich ein neuer, einfacherer Installer
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Wer Debian mit einer Desktop-Oberfläche nutzen will, dem stehen zahlreiche Optionen zur Wahl. Dazu zählen etwa GNOME 3.30, Cinnamon 3.8, KDE Plasma 5.14 oder auch LXDE 0.99.2 und MATE 1.20. Bemerkenswert ist dabei nicht zuletzt, dass Debian 10 bei GNOME nun von Haus aus Wayland statt X.org zur Darstellung der Oberfläche nutzt. Ein Schritt, den etwa Ubuntu bisher noch nicht gewagt – oder genauer gesagt: wieder zurückgenommen – hat. In Hinblick auf Desktop-Programme zählen GIMP 2.10.8, Firefox ESR 60.7 und LibreOffice 6.1 zu den zentralen Komponenten.

Secure Boot

Zu den strukturellen Verbesserungen gehört, dass Debian 10 jetzt auf UEFI-Systemen "Secure Boot" unterstützt – zumindest für die AMD64-, i386- und ARM64-Architekturen. Damit wird der Startprozess durch Manipulationen von Dritten geschützt, eine Technologie die unter Windows und auch bei manch anderer Linux-Distribution schon länger zum Einsatz kommen. Ebenfalls aus einer Sicherheitsperspektive wichtig: Bei Debian 10 sind jetzt 91 Prozent aller Pakete reproduzierbar erstellt worden, es lässt sich also sicherstellen, dass bei den Binärpaketen keinerlei Manipulationen vorgenommen wurde.

GNOME ist hier zwar nicht in der aktuellsten Variante enthalten (das wäre die Version 3.32), trotzdem setzt der Desktop bereits auf Wayland auf.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Einige der vorinstallierten Programme in der GNOME-Ausgabe von Debian 10.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Ebenfalls von Haus aus aktiv ist jetzt AppArmor, das über ein komplexes Regelwerk die Möglichkeiten von einzelnen Programmen beschränken und so die Sicherheit erhöhen kann. Für Firewall-Aufgaben ersetzt NFtables die klassischen iptables. Noch in Arbeit ist der Umstieg von Python 2 auf Python 3. Die ältere Generation wird Anfang 2020 komplett eingestellt, also bemüht sich auch Debian die Abhängigkeiten davon nach und nach zu entfernen. Dieses Unterfangen ist aber noch in Arbeit, derzeit stehen beide Softwaregenerationen zur Verfügung.

Zudem gibt es einen Umbau beim Aufbau des Dateisystems: Die /bin, /sbin und /lib Verzeichnisse werden bei neu installierten Systemen nun alle unter /usr eingerichtet und die alten Pfade nur mehr aus Kompatibilitätsgründen verlinkt. Bei Systemen, die mittels Updates auf Debian 10 aktualisiert wurden, ändert sich in dieser Hinsicht nichts.

Download

Debian 10 "Buster" steht wie gewohnt in einer Fülle unterschiedlicher Varianten für diverse Hardwarearchitekturen zur Verfügung – von klassischen x86-Rechnern bis zu System mit MIPS oder Power-Prozessor. Dabei gibt es unter anderem auch Live-Images, um die neue Distributionsgeneration gefahrlos ausprobieren zu können. Weitere Informationen finden sich in der offiziellen Release-Ankündigung. (Andreas Proschofsky, 7.7.2019)