Gauff wehrte zwei Matchbälle ab und trifft nun auf Simona Halep.

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Wimbledon – Über den ersten kleinen Rückschlag bei ihrem wundersamen Wimbledon-Abenteuer kam Cori Gauff dank Michelle Obama schnell hinweg. "Coco ist sagenhaft", hatte die frühere First Lady getwittert und damit die Laune der US-Tennis-Sensation trotz ihrer Niederlage im Mixed-Wettbewerb wieder aufgehellt. "Sie ist eines meiner Idole", schwärmte Gauff. "Dass sie überhaupt weiß, wer ich bin, ist extrem cool."

Wie ein Flummi

Vor ihrem Achtelfinalduell mit der rumänischen Ex-Weltranglistenersten Simona Halep am Montag ist das Supertalent Gesprächsthema Nummer eins. Schließlich hatte Gauff am Freitag das nächste Kapitel ihres Tennismärchens von London geschrieben. Nach einem tollen Comeback rang sie die Slowenin Polona Hercog 3:6, 7:6 (9:7), 7:5 nieder, sie verzückte das Publikum, eroberte den berühmten Centre Court quasi im Sturm. Gauff hüpfte wie ein Flummi auf und ab, in ihrer Box flippten ihre Eltern aus.

Wie sie sich bei 2:5 im zweiten Satz gegen die Niederlage stemmte und auf dem Weg zurück unter anderem zwei Matchbälle abwehrte, hatte viel von einem großen Champion.

Gauff ist eine Frühreife. Wie nüchtern und analytisch sie in Interviews über ihre Matches und ihre Erfahrungen spricht, ist fast beängstigend. Doch dahinter steckt ein Plan. Gauff will auf keinen Fall die Fehler wiederholen, die andere Wunderkinder vor ihr gemacht haben. Schließlich ist sie selbst mit 15 Jahren und 122 Tagen "nur" die siebtjüngste Spielerin im Achtelfinale eines Majors – und nicht alle legten anschließend große Karrieren hin.

Vor ihrem Drittrundenmatch hat sie mit Mary Joe Fernandez gesprochen, die Mitte der 80er ein 13-jähriges Wunderkind war und doch letztlich ohne Grand-Slam-Titel blieb. "Sie hat mir ein paar Dinge gesagt, von denen sie wünschte, sie hätte sie damals getan", berichtete Gauff. "Ich bin ihr sehr dankbar dafür."

Das Bemühen um Bodenhaftung ist bei Gauff spürbar. Vor ihrem ersten Match hätte sie lediglich ein kleines Mädchen um ein Foto gebeten, sagt sie. Nach dem Sieg über Venus Williams riefen plötzlich Hunderte ihren Namen. "Es ist surreal", sagt Cori Gauff, "wie schnell sich das Leben ändert." (sid, red, 7.7.2019)