Verletzungen in der Haut (im Foto sinnbildlich dargestellt als Maske) locken T-Zellen an, um die Heilung einzuleiten und vor Infektionen zu schützen.

Foto: APA

Die Haut und andere sogenannte Barriere-Organe, die die Grenzflächen zur Außenwelt bilden, beheimaten spezielle langlebige Gedächtniszellen. Diese spezialisierten T-Zellen bilden eine Art Wachposten, die sehr schnell antworten, wenn ein Erreger in die Haut eindringt. "Aktiv sind diese Zellen vor allem dann, wenn die Haut so verletzt wird, dass Bakterien, Viren oder Pilze in die Haut gelangen", so Gratz. Ihre wichtigste Rolle besteht darin, an Ort und Stelle die Erreger zu eliminieren, um gefährliche Infektionen zu verhindern. Die Zellen können zusätzlich aber auch die Reparatur-Mechanismen der Haut unterstützen.

Die Salzburger Immunologin Iris Gratz hat gemeinsam mit dem US-Forscher Daniel Campbell, Leiter der Forschungsgruppe am Benaroya Research Institut in Seattle (USA), bisher unbekannte Infektions-bekämpfende Helfer-Immunzellen im menschlichen Blut identifiziert, von denen bisher angenommen wurde, dass sie nur in der Haut vorkommen. Die Ergebnisse der beiden Arbeitsgruppen wurden in Science Immunology publiziert.

Sehr mobil

Die Wissenschaft ist bislang davon ausgegangen, dass T-Helferzellen der Haut nur in der Haut vorkommen, hier verbleiben und sich "ruhig" verhalten. Erst wenn die Haut verletzt wird und die Gefahr einer Infektion besteht, werden die T-Helfer-Zellen aktiviert.

Eine geringe Menge dieser Haut-Helferzellen (unter ein Prozent) auch im Blut zirkuliert und so ihre heilende Wirkung im gesamten menschlichen Körper verteilt. "Wir haben in unseren Studien nachweisen können, dass die Gedächtniszellen der Haut nicht immer an ihrem fixen Platz bleiben, sondern über das Blut auch zu anderen Hautregionen wandern können", betont Gratz. Dort angekommen, können die Zellen dann Infektionen bekämpfen, aber auch die Wundheilung der Haut unterstützen, so Gratz.

Hilfe bei großflächigen Verletzungen

Die neue Entdeckung der Salzburger und amerikanischen Forscher ist für die Wissenschaft äußerst hilfreich, da nun Haut-T-Helferzellen anstatt aus der Haut wesentlich einfacher aus dem Blut gewonnen werden können. "Wir können diese Zellen jetzt aus dem Blut holen, studieren, charakterisieren und auch vermehren. Am Ende sollen sie über das Blut wieder in die Haut gelangen und dort ihre heilende Wirkung entfalten", so Gratz. Ziel der Wissenschaftler ist es also, die T-Helferzellen der Haut in der Wundheilung gezielt einzusetzen.

Die Entdeckung der Wissenschaftsteams hat großes Potential die medizinische Forschung und Handhabe von T-Zellen der Haut zu verbessern und letztlich Wunden zu heilen. "Die Wissenschaft zielt immer mehr darauf ab, das menschliche Immunsystem zu nutzen, um die körpereigenen Heilungsfunktionen zu aktivieren. (red, 8.7.2019)