Vor allem in China dürfte der Fleischabsatz steigen.

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Wien/Rom – Vom Handelsstreit zwischen den USA und China sind nicht nur klassische Industriebranchen betroffen: Die Spannungen zwischen den zwei Großmächten könnten künftig den weltweiten Agrarmarkt unter Druck setzen. Bereits im vergangenen Jahr sorgte er für massive Verschiebungen am Sojamarkt.

Der Agrarhandel hat aber nicht nur mit politischen Spannungen zu kämpfen, wie aus einem Bericht der Industriestaatenorganisation OECD und der FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, hervorgeht. Für weitere Unsicherheiten sorgen neben Seuchen vor allem klimatische Extrembedingungen.

Dabei ist die Landwirtschaft bereits jetzt für rund ein Fünftel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Durch die wachsende Weltbevölkerung und die damit einhergehende steigende Lebensmittelnachfrage dürfte es in absehbarer Zeit zu keiner Trendwende kommen. Die zwei Organisationen schätzen, dass die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten in den kommenden zehn Jahren weltweit um 15 Prozent wachsen wird. Durch die höhere Nachfrage nach Fertigprodukten dürfte demnach vor allem der Absatzmarkt von Zucker und pflanzlichen Fetten steigen.

55 Prozent der Fische aus Aquakulturen

Die wachsende Mittelschicht in manchen Teilen Asiens dürfte zudem auch Essgewohnheiten verändern. Die Autoren schätzen, dass etwa in China der Pro-Kopf-Fleischkonsum bis 2028 um fünf Kilogramm pro Jahr zunehmen könnte. In Indien und Pakistan wächst der Markt für Molkereiprodukte hingegen rasant. Und auch die gestiegene Nachfrage nach Fisch sorgt für Veränderungen: FAO und OECD schätzen, dass in zehn Jahren rund 55 Prozent der weltweit konsumierten Fische aus Aquakulturen stammen werden.

Generell dürften die inflationsbereinigten Preise für die wichtigsten Agrarerzeugnisse in etwa gleich bleiben oder leicht sinken. Niedrigere Preise könnten wiederum dazu führen, dass die Nachfrage nach Agrarförderungen steigt, heißt es in dem Bericht. Diese wurden erst vor wenigen Tagen von der OECD scharf kritisiert: Die weltweite Förderpolitik sei "dringend reformbedürftig", staatliche Zuschüsse seien oft ineffektiv und wettbewerbsverzerrend. "Diese Politik geht auf Kosten der Konsumenten, schadet der Wettbewerbsfähigkeit und verstärkt die Einkommenslücke zwischen großen und kleinen Betrieben", kritisierte die OECD. Zudem würden Förderungen inländische Agrarpreise oft künstlich über internationalem Niveau halten. (lauf, 8.7.2019)