Der Wiener Unternehmer Michael Tojner hat Erklärungsbedarf.

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Wien – Beim Streit um die Eigentumsrechte am gemeinnützigen Wiener Bauträger WBV-GFW haben Vertraute des Wiener Unternehmers Michael Tojner – vorerst – das Nachsehen. Die Stadt Wien hatte dem Mutterunternehmen der WBV-GFW im Herbst vorgeschrieben, die Übertragung der Anteile an Christian Hosp, einen Geschäftsfreund Tojners, rückgängig zu machen. Es fehle die Genehmigung. Das Unternehmen hat den Bescheid bekämpft und kürzlich vor dem Wiener Landesverwaltungsgericht verloren.

Fix entschieden ist der Streit um die Eigentümerschaft an der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft damit nicht, denn Rechtsmittel sind möglich. Der Anwalt der WBV-Muttergesellschaft, Franz Guggenberger, hatte im Vorfeld erklärt, notfalls bis zum Höchstgericht zu gehen. Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst hatte ihre Wohnbaugesellschaft (damals hieß sie WBV-Göd) 2003 an Private verkauft. Und die veräußerten sie an Hosp bzw. sie wollten das tun.

Tojner-Freund will Wiener Gesellschaft

Hosp ist ein Geschäftspartner Tojners, saß etwa bis 2016 im Aufsichtsrat der ETV Montana Tech Holding, zu deren Geschäftsführern Tojner und der Vorarlberger Industriellenchef Martin Ohneberg zählen. Letzterer ist wie Tojner Beschuldigter in jener Causa, in der sich das Burgenland betrogen fühlt. Tojner und Ohneberg weisen die Vorwürfe zurück; es gilt die Unschuldsvermutung.

In der Burgenland-Sache wird Tojner von einem (beschuldigten) Rechtsanwalt belastet. Er sagt aus, er sei bei Immobilienfirmen, die An- und Verkäufe rund um die ehedem gemeinnützigen Gesellschaften Gesfö und Riedenhof tätigten, nur Treuhänder Tojners gewesen. Der bestreitet das.

Tojner soll Bares übergeben haben

Der Anwalt hat der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) viele, viele E-Mails und Verträge vorgelegt, die beweisen sollen, dass er nur im Auftrag Tojners bzw. dessen Wertinvest unterwegs gewesen sei. Da gibt es etwa E-Mails einer engen Mitarbeiterin Tojners in der Wertinvest an die Erste Bank, in der es um die Finanzierung von Liegenschaftskäufen der (vom Anwalt geführten) Gesellschaften ging.

Oder die schriftliche Bestätigung des Anwalts, wonach er 35.000 Euro in bar von Tojner erhalten habe: das Stammkapital für die Gesellschaftsgründung. In einem anderen Fall habe er einen Darlehensvertrag mit Tojner über die 35.000 Euro geschlossen, auch der liegt im Ermittlungsakt. Zudem gingen Tojner-Firmen atypisch stille Beteiligungen an den Gesellschaften des Anwalts ein; zwischen ihnen und der Wertinvest wurden weitgehende Managementverträge geschlossen.

Namensänderung vorgegeben

Die Wertinvest-Managerin ließ dem Anwalt per Datenstick die Details zu den "Target-Liegenschaften" (die er kaufen sollte) zukommen, korrigierte und passte Kaufverträge an und bat den Anwalt Ende 2015, die Namen der Gesellschaften zu ändern. Den neuen Firmenwortlaut teilte sie ihm per E-Mail auch gleich mit.

Was dem damaligen Tojner-Geschäftspartner auffiel: Die Wertinvest-Managerin vertrat die Wohnbaugesellschaften Gesfö und Riedenhof bei der Beauftragung von Bewertungsgutachten – obwohl sie bei den zwei Wohnbaugesellschaften keine Funktion innehatte – ebenso wenig wie Tojner.

Anwälte studieren den Akt

Der Unternehmer selbst gibt derzeit keine Stellungnahme ab. Er hat bisher schon erklärt, dass die Vorwürfe gegen ihn haltlos seien. Derzeit studieren seine Anwälte den Ermittlungsakt, erst danach wollen sie die Sache kommentieren. (Renate Graber, 9.7.2019)