Nationalratssitzung um März 2018

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Die "wilde" Abgeordnete Martha Bißmann im Mai 2019

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An sich hat der Nationalrat 183 Mitglieder. Da aber immer wieder Abgeordnete ausscheiden, um etwa wie zuletzt ins EU-Parlament oder in die Volksanwaltschaft zu wechseln, wandern die Sitze (ein Überblick dazu findet sich etwa hier. So hatten insgesamt 210 unterschiedliche Personen in der noch aktuellen 26. Gesetzgebungsperiode irgendwann ein Mandat inne (Stand 9. Juli 2019). Vergleichsweise viel Fluktuation gab es naturgemäß bei den ehemaligen Regierungsparteien ÖVP und FPÖ, da zahlreiche ihrer MinisterInnen zunächst aus dem Parlament kamen – und dorthin auch zurückkehrten.

Auf Basis dieser 210 Abgeordneten und der Daten des Parlaments lassen sich ein paar Eckpunkte zeigen: 89 von ihnen, gut 40 Prozent, hatten davor noch kein Nationalratsmandat, waren also quasi Neulinge. Das bezieht sich freilich nur auf ihre Erfahrung in der ersten Kammer des Parlaments, die meisten übten schon früher unterschiedliche politische Funktionen aus – von der Lokalpolitik über den Bundesrat bis zu Ministerämtern. Mit Christian Kern war bekanntermaßen auch ein ehemaliger Bundeskanzler dabei. Gänzlich ohne Politikerfahrung im engeren Sinn waren laut ihrem Lebenslauf auf der Parlamentshomepage nur 17 Personen. Die Zahl ist allerdings keine harte Währung, sie beruht ausschließlich auf dem, was die Abgeordneten selbst angeben. Zumindest als Orientierung kann sie dienen.

Ein Drittel der Abgeordneten ist weiblich

Der typische Nationalratsabgeordnete der laufenden Periode ist übrigens ein Mann um die 50 und Akademiker. Etwas konkreter: 135 der 210 Abgeordneten waren Männer, im Umkehrschluss waren 75 Frauen, was rund einem Drittel entspricht. Ihr Anteil variiert zwischen den Parteien, von knapp einem Viertel bei der FPÖ bis zu 50 Prozent bei den NEOS. Letztere hatten auch den niedrigsten Altersschnitt (bei gleichzeitig der ältesten Abgeordneten), wobei kein Parlamentsklub unter 40 Jahre kommt. Vergleichsweise alt ist die Partei Jetzt (vormals Liste Pilz) mit einem Schnitt von 59 Jahren. Ihr Akademikeranteil liegt hingegen bei 100 Prozent.

Die Berufe, die die Abgeordneten ausüben, sind vielfältig: Neben dem Kerngeschäft PolitikerIn finden sich JuristInnen und Notare, ÄrztInnen, PolizistInnen, UnternehmerInnen, Landwirte, WissenschaftlerInnen, Angestellte, ein Hufschmied und andere Professionen. Auch hier gilt: Die Angaben stammen von den NationalrätInnen selbst.

Die Wilden

Und dann gibt es noch die "wilden" Abgeordneten: MandatarInnen, die sich mit ihrem Parlamentsklub überworfen haben und ausgetreten sind oder ausgeschlossen wurden. Aktuell – Stand 10. Juli – zählt der Nationalrat vier solche Abgeordneten. Efgani Dönmez war im September 2018 von der ÖVP ausgeschlossen worden, zuvor war er bereits einmal im Bundesrat nach einem Bruch mit den Grünen fraktionslos. Martha Bissmann trennte sich vor rund einem Jahr von der damaligen Liste Pilz, Ende Juni 2019 trat David Lasar aus dem FPÖ-Klub aus. Zuletzt trat Alma Zadić im Juli 2019 aus der JETZT-Fraktion aus; sie kandidiert bei den Grünen bei der kommenden Nationalratswahl.

Wie viele der derzeitigen NationalrätInnen nach der Wahl zurückkommen, hängt einerseits vom Ergebnis ab, andererseits auch von der internen Listenerstellung der Parteien, die aktuell vollzogen wird. Historisch gesehen – gerechnet seit 1920 – waren Abgeordnete durchschnittlich zumindest während zwei Gesetzgebungsperioden im Nationalrat tätig, oder (auch mit Unterbrechungen) knapp 2.500 Tage lang. (Flooh Perlot, 9. 7. 2019)