Viel zu oft nützen die Frühwarnsysteme dennoch nichts, und die Weißhelme müssen zur Bergung von Toten und Verletzten ausrücken.

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Das Konzept ist alt und rettet dennoch täglich Menschenleben. Früher entzündeten die Chinesen eine Serie an Feuern, um den jeweils nächsten Wachposten vor Invasoren an der Chinesischen Mauer zu warnen. Später, im Zweiten Weltkrieg, warnte man das Nachbardorf per Telefonkette vor herannahenden Bomberstaffeln. Leider ist es auch gegenwärtig noch notwendig, Menschen vor Angriffen zu warnen – heutzutage vor Kampfjets. Glücklicherweise wurde zumindest das Kommunikationsmittel sehr viel schneller.

Sentry rettet täglich leben.
Interpublic Group

Im syrischen Bürgerkrieg – der mittlerweile mehr als 350.000 Menschenleben gefordert und mehr als sechs Millionen Menschen zur Flucht gedrängt hat – bewährt sich seit einigen Monaten die App Sentry, die auch über Auftritte auf verschiedenen sozialen Medien wie Twitter, Facebook und Telegram verfügt. Die von drei Amerikanern entwickelte App hat mittlerweile 60.000 regelmäßige Nutzer. Sie trifft Prognosen über wahrscheinliche nächste Ziele der Kampfjets. Das funktioniert, indem Menschen, die nahe der Militärbasen wohnen, eine erste Startrichtung in die App eintragen.

Entscheidende Minuten

Anhand öffentlich zugänglicher Flugdaten und zusätzlicher Meldungen weiterer Nutzer errechnet ein Algorithmus aus Fluggeschwindigkeit, Geräuschpegel und Flugrichtung wahrscheinliche Ziele. Zudem ist die App mit 150 Warnsirenen der Weißhelme, der privaten syrischen Zivilschutzorganisation, verbunden.

Die App ist auf Arabisch und Englisch verfügbar und gibt nach der Alarmierung Menschen mitunter die notwendigen Sekunden oder Minuten für eine Flucht in einen schützenden Keller oder ein Gebäude. (faso, 9.7.2019)