Um das "Koch-Penthouse" auf dem Dach des Möbelhauses Leiner an der Wiener Mariahilfer Straße hat es zuletzt einen erbitterten Rechtsstreit gegeben.

Foto: Wojciech Czaja

Wien – Der Blick von oben war fantastisch, in beide Richtungen: Vom Wohnsalon ihres Penthouse auf dem Dach des Möbelhauses Leiner an der Wiener Mariahilfer Straße schauten "die Kochs", die früheren Kika/Leiner-Eigentümer Friederike und Herbert Koch, übers Museumsquartier auf die Wiener Innenstadt bis weit über die Stadtgrenze hinaus. In der Gegenrichtung, hinter der Sitzgruppe, die gleiche Sicht auf Wien: auf einem Riesenbild von Gottfried Helnwein.

500 Quadratmeter Wohnfläche, 1.000 Quadratmeter Garten und Terrasse, Fitnessraum, Wintergarten sowie Aufzug und für all das "unwiderruflich" ein "unentgeltliches und lebenslanges Wohnrecht": Das hatte sich das Ehepaar als Stiftungsbegünstigte 2009 von der Rudolf Leiner GmbH grundbücherlich absichern lassen.

Das ist nun Geschichte. Die Kochs sind vor einigen Wochen ausgezogen, wie der Trend berichtete, das Leiner-Haus wird total umgebaut.

Steinhoff zahlte 500 Millionen für das Haus

Um das Penthouse hatte es davor einen langen Gerichtsstreit gegeben. Die Kochs hatten ihre Möbelkette 2013 mitsamt Penthouse-getopptem Kaufhaus in Wien-Neubau an die südafrikanisch-deutsche Steinhoff-Gruppe verkauft, um kolportierte 500 Millionen Euro. In der Folge kühlte das Verhältnis zwischen den Käufern und den Kochs ab, es setzte gegenseitige Klagen. 2014 klagte der Steinhoff-Konzern auf die Feststellung, dass das unentgeltlich eingeräumte Wohnrecht nichtig sei. Ende 2018 gab der Oberste Gerichtshof (OGH) als dritte Instanz Steinhoff recht: Die Vereinbarung widerspreche dem Verbot der Einlagenrückgewähr.

Dieses Urteil erlebte Steinhoff aber nicht mehr in seiner Rolle als Kika/Leiner-Eigentümer. Nach dem Bilanzskandal bei Steinhoff hatte der Konzern den österreichischen Möbelhändler an René Benkos Signa-Gruppe verkauft. Vom OGH bekamen die Mieter vom Dach damals 14 Tage Zeit zum Ausziehen. So heiß wurde dann aber doch nicht gegessen: Benko verlängerte den Kochs die Räumungsfrist um ein paar Monate. Die verbringen ihre Sommer in ihrer (der Hypo Alpe Adria abgekauften) "Seevilla" am Wörthersee; die Übergangszeit haben sie laut Trend im Wiener Hotel Bristol verbracht.

Ein Prozess Steinhoff gegen Koch ist übrigens noch offen. Der Konzern hat die Zahlung einer marktüblichen Mietzahlung eingeklagt, es geht also um Millionen. (Renate Graber, 9.7.2019)