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Bauernbund-Präsident Georg Strasser meint, dass das sogenannte Totspritzen von Getreide hierzulande nicht erlaubt sei, weil der Glyphosat-Einsatz in Österreich seit 2013 ohnehin sehr streng reglementiert sei.

Foto: Reuters/dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Wien – Österreichs Bauern lassen im Kampf für Glyphosat nicht locker. Der neu angelobte VP-Europaabgeordnete Alexander Bernhuber brachte rund um das Totalverbot eine dringliche Anfrage an die EU-Kommission ein. Diese solle nun Stellung beziehen, ob dieses rechtswidrig sei, sagt der Jungbauer aus Niederösterreich.

Bernhuber, der sich auch dafür einsetzen will, dass Wölfe keine Menschenleben in Europa gefährden und mehr Landwirtschaftsschüler für Erasmus-Praktika ins Ausland fahren, geht selbst von einer Missachtung des Unionsrechts aus. Warum die Landwirte auf den Einsatz des umstrittenen Unkrautbekämpfungsmittels derart beharren? Es gehe um den Zwischenfruchtanbau nach der Winterbegrünung, erläutert Bauernbund-Präsident Georg Strasser. Die Böden seien dadurch besser in der Lage, Wasser aufzunehmen. Abgesehen davon sei in Österreich der Glyphosat-Einsatz ja ohnehin seit 2013 sehr streng reglementiert. So sei auch das sogenannte Totspritzen von Getreide kurz vor der Ernte hierzulande nicht erlaubt.

"Populistisches Verbot"

Strasser nennt das geplante Verbot populistisch. SPÖ und Grüne hätten nichts für kleinbäuerliche Interessen übrig, auch die FPÖ sei rund um den Pflanzenschutz aufs "Bauernbashing" aufgesprungen, klagt der Nationalratsabgeordnete und Boku-Absolvent.

Die Kritik, etwa an Experten der Uni für Bodenkultur, die jüngst eine Machbarkeitsstudie rund um das Herbizid veröffentlichten, war aus seiner Sicht niveaulos: Man laufe Gefahr, den Ruf von Institutionen aufs Spiel zu setzen. Auf die Bremse steigen Bauern auch beim Ruf nach strengeren Regeln für Tiertransporte. Gut 100 Millionen Tiere würden auf Österreichs Straßen jährlich lebendig transportiert, erinnern Tierschützer und sprechen von "erschreckend geringen Kontrollraten".

"Keine Schnellschüsse"

Strasser räumt ein, dass hier sicherlich mehr Transparenz, Forschung, Erfahrungsaustausch und finanzielle Mittel nötig wären. Es brauche aber keine Schnellschüsse. Sonst passiere Ähnliches wie bei den Puten: Österreich habe die HalteStandards erhöht, dabei aber die nationale Produktion zerstört, weshalb nun Putenfleisch minderer Qualität importiert werde. "Hier ist weder dem Tierschutz noch den Bauern und Konsumenten geholfen."

Kein gutes Haar lässt Strasser am Wirken der NGOs, denen er ebenso ein Bashing seiner Branche vorwirft. Die Organisationen sollten sich seiner Meinung nach stärker darauf konzentrieren, das Bewusstsein der Konsumenten zu verändern als Produktionsbedingungen anzugreifen. (vk, 9.7.2019)