Die neue Patscherkofelbahn war mehr als doppelt so teuer, als geplant. Niemand will dafür die Verantwortung übernehmen.

Foto: Patscherkofelbahn/Ribis

Innsbruck – Das Millionendebakel rund um den Seilbahnneubau am Patscherkofel soll politische Konsequenzen nach sich ziehen. Das fordert die Opposition im Innsbrucker Gemeinderat, da nun die offiziellen Kontrollberichte zur Causa vorliegen.

Es geht um massive Fehlkalkulationen im Zuge der Neugestaltung der Anlagen am InnsbruckerHausberg. Statt der ursprünglich dafür veranschlagten 41 Millionen Euro halte man aktuell bei 85 Millionen. "Und das Ende der Fahnenstange ist damit noch immer nicht erreicht", erklärte Gemeinderat Mesut Onay (Ali), der Leiter des Kontrollausschusses. Denn erst diese Woche sei bekannt geworden, dass etwa der Umbau der ehemaligen Talstation in Igls, die im Konzept vorgeschrieben ist, noch nicht miteinberechnet sei. Allein der werde zusätzliche vier bis sieben Millionen kosten, so die Kontrollgruppe, die von den Oppositionsparteien bestückt wird.

Stadtführung in Erklärungsnot

Die vorliegenden Berichte würden zahlreiche Fragen aufwerfen, deren Beantwortung im Sondergemeinderat am 18. Juli erfolgen soll. Im Zentrum der Kritik steht die Regierung unter der ehemaligen Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer vom ÖVP-Ableger Für Innsbruck. Aber auch der aktuelle Bürgermeister Georg Willi gerät unter Druck.

Oppitz-Plörer ist heute seine Stellvertreterin, und die Grünen waren schon während der Beschlüsse zum Patscherkofel-Projekt in der Stadtregierung vertreten. Sie gehörten jener ominösen Montagsrunde an, der die Projektverantwortlichen in der Bauphase wöchentlich Bericht erstattet haben sollen. Allein: Von diesen Runden existieren keinerlei schriftliche Aufzeichnungen.

Überhaupt sei unklar, wer zu welchem Zeitpunkt über welchen Wissensstand verfügt habe. Oppitz-Plörer wollte zu den Vorwürfen aus dem Kontrollausschuss, sie habe den Gemeinderat offenbar hinsichtlich der wahren Kosten des Projekts seit November 2017 bewusst getäuscht, keine Stellungnahme abgeben. Sie kenne die Berichte nicht und wolle daher noch nichts dazu sagen.

Opposition hat "Pulver noch nicht verschossen"

Bürgermeister Willi verweist darauf, erst seit seiner Wahl im Vorjahr zuständig zu sein. Die heutige Grünen-Stadträtin Uschi Schwarzl, die laut Willi ihrer Fraktion regelmäßig Bericht aus den Montagsrunden erstattet habe, war am Dienstagnachmittag nicht erreichbar.

Die Opposition verlangt nun von Willi weitreichende politische Konsequenzen. Welche konkret, blieb vorerst offen. Man warte noch den Sondergemeinderat ab, so Onay: "Wir haben unser Pulver noch nicht verschossen." (Steffen Arora, 10.7.2019)