Gleich vorweg: Meine handwerklichen Fähigkeiten sind unter aller Sau. Ich weiß zwar vielleicht noch, wie ein Hammer funktioniert, aber schon beim Bilderaufhängen stoße ich an meine Grenzen. Deswegen stehen oder lehnen alle meine Bilderrahmen in der Wohnung, sie hängen nicht.

Mit dieser Prämisse starte ich also Super Mario Maker 2 (Nintendo Switch, UVP 69,99 Euro), Nintendos zweiten Teil einer Reihe, die voll und ganz auf das Selberkreieren von Mario-Levels setzt. Die Idee – die schon Mods Jahre zuvor umsetzten – ist so simpel wie einfach: Wenn die Gamer Hunger auf neue Mario-Spiele haben, sollen sie doch selber welche machen!

Foto: Nintendo

Dank zahlreicher Materialen aus den diversen Super Mario-Spielen – neu ist diesmal Super Mario 3D Land aus Wii-U-Zeiten dabei – kann jeder seine eigene Mario-Welt bauen. Man will von der Killersonne aus Super Mario Bros. 3 in einer Lavawelt gejagt werden und dabei auf fliegende Riesen-Koopas stoßen? Kein Problem! Als Katzen-Mario in einem feuerspuckenden Clownauto durch die Nacht fliegen und rote Münzen sammeln? Auch dieser Fiebertraum kann nun Realität werden.

Trailer zu "Super Mario Maker 2".
Nintendo

Neben dem eigentlichen Herzstück, dem Baumodus, hat Nintendo für alle nicht Leveldesign-affinen (wie mich) zwei Modi ins Game gepackt: einen Abenteuermodus und den ohnehin schon bekannten Onlinemodus. Im Abenteuermodus haben die Level-Genies von Nintendo bereits vorab mit den Mitteln von Super Mario Maker 2 Spielwelten generiert. Diese reichen von einfachen Durch-die-Welt-Hüpfereien bis hin zum Gegenteil: Welten, in denen nicht gesprungen werden darf.

Rund 100 Levels hat Nintendo im Modus eingebaut – Spukhausrätsel, über fliegende Käfer bis ans Ziel hüpfen oder in Lava baden. Nintendo zeigt hier, dass sie die Besten der Besten im Leveldesign sind. Die andere tragende Säule ist der Onlinemodus, wo man ebenjene Levels findet, die Userinnen und User vom Fundament bis zum Giebel selbst erschaffen haben und die besser mit Werkzeug umgehen können als ich. Ein Rankingsystem hilft einem dabei, die bestbewerteten zu finden und diese online zu spielen oder für später herunterzuladen.

Foto: Nintendo
Foto: Nintendo

Was ist gelungen?

Das Mehr an Möglichkeiten, Levels zu kreieren, ist vor allem für die Bastler unter den Spielerinnen und Spielern interessant. Die neuen Mechaniken – Abhänge, Ein-aus-Schalter, Nachtmodus oder die Suche nach roten Münzen – ermöglichen ganz neue Aspekte und Rätsel im Levelbau.

Für die anderen bietet das Game genug, um sich wie in einem klassischen Mario-Game zu fühlen. Wer wird denn nicht nostalgisch, wenn er als Waschbär aus Super Mario Bros. 3 durch die Lüfte fliegt?

Foto: Nintendo

Was ist weniger gelungen?

Der Titel des Games. Ja, das mag seltsam klingen, aber der "Maker" verschreckt oder unterspielt sich selbst. Super Mario Maker 2 ist viel mehr als nur ein Leveltool, um sich den Traum vom eigenen Mario zu erfüllen. Es ist vielleicht das seltsamste und interessanteste Mario, weil es eben so anders ist. Es ist wie der schräge Cousin auf Familienfeiern.

Foto: Nintendo
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Ansonsten zeigt der zweite Teil seine Schwächen in der Peripherie: Wo das Gestalten der Levels auf der Wii U noch flott von der Hand ging, ist das Handling auf der Switch schon umständlicher. In den paar wenigen Levels, die ich mir selbst zugetraut habe zu machen, hab ich mich mehrmals verklickt, einen "?"-Block falsch gesetzt oder Hindernisse eingefügt, die dort nicht hinsollten. Wer mit dem Finger bauen will, sollte also Geduld mitbringen.

Fazit

Super Mario Maker 2 ist viel mehr als nur ein Werkzeugkasten, um die absurdesten Mario-Level zu kreieren. Es ist ein Fiebertraum jedes Klempner-Fans, in dem Ideenreichtum, Kreativität und vor allem Skurrilität auf die Spitze getrieben werden. Nintendo lässt einen im zweiten Teil dank neuer Features fast alles machen.

Und wer sich nicht mit dem Levelbau auseinandersetzen will, der ergötzt sich einfach an den Spielwelten anderer. Material gibt es dank Baumeister Mario genug. Jobwechsel geglückt, würde ich sagen. (Kevin Recher, 12.7.2019)