Die Radsport-Legende Bernard Hinault macht sich Sorgen um die Zukunft des Sports auf zwei Rädern.

Foto: APA/AFP/Belga/JAMES ARTHUR GEKIE

Die französische Radsport-Legende Bernard Hinault kann sich nur noch bedingt für die Tour de France begeistern und sieht angesichts oft eintöniger Etappen Schwierigkeiten auf den Radsport zukommen. "Das Publikum erwartet Spektakel vom Radsport, das sollten die Sportdirektoren nicht vergessen. Sie sollten nicht glauben, dass das Publikum den Radsport ewig verfolgen wird", sagte Hinault der FAZ.

Attraktivitätsproblem

Viele Leute würden nur noch die letzte Stunde der Rennen schauen, weil vorher nichts passiere. "Wenn der Radsport für das Publikum nicht attraktiver wird, wird er ein Problem mit den Sponsoren bekommen", sagte der 64-jährige Hinault.

Besonders von den Klassementfahrern forderte der fünfmalige Tour-Sieger mehr Leidenschaft und Einsatz. "Viele starke Profis fahren nur noch, um ihren Platz im Klassement zu schützen, und nicht, um die Tour zu gewinnen. Heute ist es so: Wenn der Dritte oder der Vierte angreift, verfolgt der Zweite, um seinen Platz zu schützen", sagte Hinault: "Man muss angreifen."

Attraktiv seien hingegen die Frühjahrsklassiker, "bei denen man noch einen großen Kampf sieht", so Hinault, der 1985 als bislang letzter Franzose die Frankreich-Rundfahrt gewann.

Ein Nachfolger ist für ihn nicht in Sicht. "Wenn man sieht, wer die Konkurrenten sind, sehe ich nicht, wie wir gewinnen können", sagte Hinault: "In Frankreich haben wir keinen Spezialisten, der schnell beim Zeitfahren und auch sehr gut in den Bergen ist."

Französische Hoffnungsträger

Bei der Tour 2019 ruhen die Gelb-Hoffnungen der Franzosen vor allem auf Thibaut Pinot (Groupama-FDJ) und dem früheren Tour-Zweiten Romain Bardet (AG2R). Letzterer habe laut Hinault "nur einen kleinen Motor im Vergleich zur Armada von Ineos", dem Team des Titelverteidigers Geraint Thomas: "Bardet fehlt etwas, auch beim Zeitfahren." (sid, 10.7.2019)