PRO | ÖFB soll Vorbild sein

von Fritz Neumann

Ja, der Markt, der alles regelt. Was, bitte, regelt er denn, und vor allem: Wohin regelt er? Zuletzt hat er dorthin geregelt, dass Begeisterungsstürme über den generellen Rechtsanspruch auf einen Papamonat losbrachen. "Ein! Monat! Mit dem Kind! Hurra!", heißt es da, Österreich sei endlich im Jahr 2019 angekommen.

Wir stecken in der Steinzeit fest. Nach dem Monat, dem der Arbeitgeber zwar offiziell nicht mehr, aber inoffiziell wohl sehr oft zustimmen muss, geht Mann wieder hackeln, und Frau bleibt daheim beim Kind. Weil es ja meistens so ist, dass er besser verdient und sich mehr Zeit beim Kind nicht leisten kann. Nebenbei verdient der arbeitende Papa dann automatisch immer mehr, und die karenzierte Mama steigt irgendwann finanziell wieder irgendwo ein, die Schere geht also immer mehr auf.

Was das alles mit Frauensport zu tun hat? Sehr viel. Denn wer, wenn nicht ein begüterter Fußballverband, auch der österreichische (ÖFB), könnte es sich leisten, als Vorbild voranzugehen, indem er gleiche Leistung und gleiche Arbeit gleich entlohnt? Nicht nur in den USA oder in Skandinavien, auch in Österreich sollten Fußballerinnen für Trainings- und Spieltage im Nationalteam gleich entschädigt und bei Erfolgen gleich prämiert werden wie Fußballer. Es ist vorstellbar, dass Marko Arnautovic, der in China künftig 220.000 Euro in der Woche verdient, damit leben kann, wenn der Markt diesbezüglich endlich geregelt wird.

KONTRA | Frage der Nachfrage

von Sigi Lützow

Gleicher Lohn für gleich lange Arbeit – nur so wären einschlägige Forderungen des Frauenfußballs auf Länderspielebene tatsächlich zu begründen. Im Unterschied zum Tennis auf Major-Ebene, aktuell also in Wimbledon, wo Equal Pay trotz deutlich kürzerer Einsatzzeiten der Spielerinnen verwirklicht ist, haben im Fußball Frauen rein körperlich nicht weniger zu leisten als Männer – jede Partie dauert zumindest 90 Minuten.

Speziell die in ihrer Schulzeit üppig geförderten Weltmeisterinnen aus den USA können zudem in ihrem Streit mit dem Verband auch mit Angebot und Nachfrage argumentieren. Ihre Teamkollegen führen im Gegensatz zu ihnen ein Schattendasein im Land von Foot-, Base- und Basketball.

In Europa verhält es sich ganz anders. Selbst angesichts überschaubarer Erfolge von David Alaba und Kollegen finanziert Österreichs Verband das Frauenfußballteam mit allem Drum und Dran praktisch ausschließlich durch die Erlöse, die Männer einspielen – über den Kartenverkauf, das Merchandising, vor allem aber die TV-Rechte und die Sponsoren. Zusätzlich die Prämien anzugleichen wäre vielleicht ein gesellschaftspolitisches Zeichen, wirtschaftlich wäre gleiche Bezahlung niemals gerechtfertigt. Nachfrage zu erzeugen obliegt aber nicht nur dem Verband oder den Medien. Dafür müssen die Fußballerinnen auch selber sorgen. Nach dem EM-Halbfinale 2017 ist da von den Österreicherinnen doch relativ wenig gekommen.