Außer der (demokratiepolitisch vollkommen berechtigten) Absage an Herbert Kickl als (Innen-)Minister sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen noch, dass er von einer Minderheitsregierung wenig halte. Damit hat ÖVP-Chef Sebastian Kurz eine Option weniger für seine Verhandlungen nach der Wahl.

Kurz hatte davon gesprochen, dass er sich möglicherweise als Kanzler einer Minderheitsregierung die Mehrheiten für diverse Vorhaben bei den einzelnen Parteien zusammensuchen möchte. Das war schon deshalb wenig realistisch, weil weder FPÖ noch SPÖ noch Grüne einen Grund haben, einer türkisen Minderheitsregierung bequeme Erfolge zu liefern. Van der Bellen hält das Konzept für offensichtlich instabil. Schon sein Vorgänger Heinz Fischer hatte dem damaligen SPÖ-Vorsitzenden Alfred Gusenbauer nach dessen Überraschungssieg 2006 eine Minderheitsregierung wieder ausgeredet und ihn in eine ungeliebte große Koalition gezwungen.

Van der Bellen will stabile Regierungsmehrheiten, und da deutet vieles auf eine neuerliche Koalition zwischen einer türkisen ÖVP und einer etwas geschrumpften FPÖ hin. Norbert Hofer müsste dann allerdings Kickl, dessen Rachebedarf gewaltig ist, irgendwie ruhigstellen. Da dies so gut wie nicht zu machen ist, wird möglicherweise auch diese Koalition Türkis-Blau II, so sie überhaupt zustande kommt, nicht lange halten. (Hans Rauscher, 11.7.2019)