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Die HMS Montrose auf einem Archivbild. Die britische Fregatte soll die iranischen Schnellboote zurückgedrängt haben.

Foto: Reuters/Joel Rouse/Royal Navy/Ministry of Defence

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Die British Heritage vor Istanbul, März 2019.

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Die Grace 1 in Gibraltar.

Foto: APA / AFP / Jorge Guerrero

Washington/Teheran – Die Polizei von Gibraltar hat am Donnerstagnachmittag den Kapitän und den Ersten Offizier jenes iranischen Schiffes in Haft genommen, das dort seit vergangener Woche festgehalten wird. Ihnen wird ein Verstoß gegen EU-Sanktionen vorgeworfen. Das Schiff soll Öl aus dem Iran für die Verwendung in Syrien geladen haben. Beides – Verkauf iranischen Öls und Ölverkäufe nach Syrien – wird von der EU aber verfolgt.

London und Teheran streiten daher nun um den Supertanker Grace 1. Der Iran protestierte, bestellte dreimal den britischen Botschafter in Teheran ein und forderte, das Schiff sofort weiterfahren zu lassen. Der Oberste Gerichtshof des britischen Überseegebiets hat inzwischen angeordnet, dass das Schiff mindestens bis zum 21. Juli nicht wieder auslaufen darf. Gibraltar am Südzipfel Spaniens steht seit 1713 unter britischer Souveränität.

"Ein Fehler und dumm"

Der iranische Präsident Hassan Rohani hatte Großbritannien deswegen mit Konsequenzen gedroht. "Der Stopp des Supertankers durch die Briten war ein Fehler und dumm (...). Wir müssen uns alle dafür einsetzen, dass die internationale Schifffahrt sicher bleibt, und dürfen sie nicht mit solchen Aktionen unsicher machen", sagte Rohani am Mittwoch. Großbritannien solle das beherzigen, "um später nicht die Konsequenzen zu tragen".

Weiterer Vorfall im Persischen Golf

Aber auch umgekehrt gibt es neue Vorwürfe: Nach den mysteriösen Attacken auf zwei Tanker im Golf von Oman im Juni ist es nun nämlich laut britischen Angaben in der Straße von Hormus zu einem weiteren Zwischenfall mit einem Handelsschiff gekommen. Die Regierung in London erklärte am Donnerstag, dass sich in der Meerenge drei iranische Boote dem Öltanker British Heritage genähert hätten. Sie hätten "entgegen internationalem Recht" versucht, das Handelsschiff an der Durchfahrt zu hindern.

Fregatte eilte zu Hilfe

Die Fregatte HMS Montrose der Royal Navy sei gezwungen gewesen, sich zwischen den iranischen Booten und der British Heritage zu positionieren, ihre Kanonen auf die Iraner zu richten und verbale Warnungen an die Boote abzugeben, sagte ein Regierungssprecher in London. Die iranischen Schiffe hätten daraufhin abgedreht. "Wir sind über diese Aktion beunruhigt und fordern die iranischen Behörden weiterhin dringend auf, die Situation in der Region zu deeskalieren", hieß es.

Der Weg der British Heritage und der HMS Montrose.

Die British Heritage gehört dem Ölkonzern BP und fährt unter der Flagge der Isle of Man. Derzeit befinden sich vier weitere britische Tanker im Persischen Golf.

Iran dementiert

Die Iranischen Revolutionsgarden dementierten hingehen, dass es einen Zwischenfall mit einem britischen Schiff im Persischen Golf gegeben habe. "In den vergangenen 24 Stunden hatten wir in der Straße von Hormus keinen Zwischenfall mit ausländischen Schiffen, auch nicht mit einem britischen", erklärten die Revolutionsgarden am Donnerstag auf ihrer Webseite. "Das Ziel solcher wertloser Unterstellungen ist lediglich, Spannungen zu provozieren", sagte Außenminister Mohammad Javad Zarif der Nachrichtenagentur Fars.

USA wollen Koalition bilden

Das US-Verteidigungsministerium hatte zuvor angekündigt, Pläne für eine internationale Koalition zum Schutz von Handelsschiffen vorantreiben zu wollen. Das Pentagon habe dazu einen konkreten Plan entworfen. In ein paar Wochen werde feststehen, welche Länder sich dem Bündnis anschließen wollen.

DER STANDARD

Die betroffene Meerenge, die Straße von Hormus, ist eine der wichtigsten Seestraßen überhaupt. Sie verbindet die ölreiche Golfregion mit dem offenen Meer. Über die Strecke läuft ein großer Teil des weltweiten Öltransports per Schiff.

Mysteriöse Zwischenfälle

Im Juni hatte es im Golf von Oman bereits mysteriöse Zwischenfälle mit zwei Tankern gegeben. Die US-Regierung machte dafür den Iran verantwortlich, die Führung in Teheran bestritt die Vorwürfe. Die Vorfälle schürten international Ängste vor einer militärischen Eskalation zwischen beiden Staaten.

Eine Entspannung in dem Konflikt zwischen den USA und dem Iran ist derzeit nicht in Sicht. US-Präsident Donald Trump hatte Teheran am Mittwoch mit einer weiteren Verschärfung der Sanktionen gedroht und der Regierung vorgeworfen, sie reichere seit langem heimlich Uran an.

Das internationale Atomabkommen von 2015 sollte den Iran am Bau einer Atombombe hindern und zugleich dessen politische und wirtschaftliche Isolation beenden. Aus Sicht der Trump-Regierung wurde der Iran aber durch den Deal nicht dauerhaft an der Entwicklung von Atomwaffen gehindert. Die USA scherten im Mai 2018 einseitig aus dem Abkommen aus und setzten wieder scharfe Sanktionen gegen Teheran in Kraft. Der Iran hatte zuletzt höhere Uranvorräte als erlaubt. Auch die zulässige Obergrenze bei der Anreicherung des Urans wurde jüngst überschritten. Er bestreitet allerdings, Atomwaffen bauen zu wollen. (red, APA, 11.7.2019)