Wien – Die Bundesstelle für Sektenfragen hat der Regierung am Mittwoch ihren Tätigkeitsbericht für 2018 präsentiert. Sie verzeichnete 429 Beratungsfälle, 2017 waren es 402. 95 Prozent der Anfragen betrafen weder gesetzlich anerkannte noch staatlich eingetragene Religions- oder Bekenntnisgemeinschaften. Die meisten Medienanfragen gab es zu Staatsverweigerern.
Im letzten Jahr wandten sich 1.649 Personen an die Bundesstelle. Im Rahmen der psychosozialen Beratung und Begleitung von 429 Beratungsfällen setzten sich 247 Frauen und 182 Männer mit der Einrichtung in Verbindung. Oft bemühten sich nicht die Betroffenen selbst um Hilfe, sondern deren Angehörige. Die meisten Anfragen kamen aus Wien. Insgesamt wurde die Sektenstelle zu 243 Gemeinschaften, Bewegungen, Organisationen, Bereichen und Themen angefragt.
Esoterik, Okkultismus, Satanismus
Die Einrichtung beschäftigte sich auch 2018 mit einer Vielzahl an Themen wie Esoterik, Okkultismus, Satanismus, Wunderheilungen, fundamentalistische Strömungen, Verschwörungstheorien, Angeboten zur Lebenshilfe bis hin zu religiösem Extremismus. Seit ihrer Gründung vor 20 Jahren wurde bei der Bundesstelle bereits zu mehr als 2.600 Gemeinschaften, Organisationen und Angeboten angefragt.
Die Bundesstelle hatte aber nicht nur mit Anfragen von Betroffenen und Angehörigen zu tun. Auch Medienanfragen gingen immer wieder ein. Interessant dabei: Die meisten betrafen die sogenannten Staatsverweigerer. Dieser Bereich, Angebote aus der Esoterikszene und weltanschaulich bzw. ideologisch begründeter häuslicher Unterricht waren die Hauptthemen der mehr als 80 Medienanfragen an die Bundesstelle.
Im Bereich der Staatsverweigerer richtete sich der Fokus 2018 besonders auf den "Staatenbund Österreich". Der Prozesses in Graz gegen 14 Mitglieder rückte dieses Phänomen in den Mittelpunkt. Neben den Motiven der Anhänger dieser Bewegung bestand großes Interesse an gesamtgesellschaftlichen Ursachen und Auswirkungen.
Schäden durch Heilungsversprechen
Bei esoterischen Methoden und Praktiken wurden 2018 vor allem mögliche Schäden durch Heilungsversprechen und unseriöse Geschäftemacherei thematisiert, heißt es in dem Bericht. Vor allem ein Auftrag über 95.000 Euro an den Unternehmensberater und Energetiker Christoph Fasching für eine "Immobilien-Optimierung" durch die "energetische Reinigung" bzw. Errichtung eines "energetischen Schutzrings" um das Krankenhaus Nord wurde aufgearbeitet.
Viele Medienanfragen langten zu häuslichem Unterricht ein. In diesen Fällen bestand oftmals die Gefahr, dass Rechte von Kindern und Jugendlichen auf Bildung und Partizipation an der Gesellschaft verletzt werden könnten.
Schließlich fand dem aktuellen Bericht zufolge auch die #MeToo-Bewegung Eingang in die religiöse und weltanschauliche Szene, weil Frauen ihre negativen Erfahrungen mit spirituellen Lehrern und Meistern öffentlich machten. (APA, 11.7.2019)