Damit die Patienten nicht zusätzlich belastet werden, setzen Österreichs Spitäler zunehmend auf alternative Kühlsysteme.

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In österreichischen Spitälern kommen die Patienten im Sommer ordentlich ins Schwitzen. Temperaturen jenseits der 30 Grad sollen in einzelnen Patientenbereichen während der Hitzewelle Ende Juni erreicht worden sein, wie dem STANDARD von Betroffenen mitgeteilt wurde. Doch Klimaanlagen sucht man in vielen Krankenhäusern vergebens – das bestätigt ein Rundruf bei Spitälern und Trägerorganisationen.

Die Gründe dafür sind vielseitig: Für die einen sind es die Kosten einer flächendeckenden Klimatisierung, andere haben Hygienebedenken, wieder andere bemängeln die schlechte Energieeffizienz oder die hohe Umweltbelastung durch klassische Klimaanlagen.

Alternativen gesucht

Bei Neubauten und Sanierungen von Spitälern hingegen geht der Trend weg von klassischen Kühlsystemen – und hin zu alternativen Lösungen. Moderne Beschattungsanlagen oder Boden- und Deckenkühlung mittels Fern- und Wasserkälte sollen künftig die umweltschädlichen Klimaanlagen ersetzen. Das hält etwa Elke Possegger von der Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (ÖGKH) für eine sinnvolle Alternative. "Hier gibt es Sicherheit in Bezug auf Keime und die mikrobiologische Luftqualität", sagt Possegger. Gegen klassische Kühlanlagen spreche aus Sicht der Krankenhaushygiene aber wenig. "Vorausgesetzt, sie werden ordentlich gewartet und gereinigt", sagt Possegger.

Doch bundesweit existieren derzeit nur wenige verbindliche HygieneStandards. Es gibt in Österreich kein Infektionsschutzgesetz wie in Deutschland. Hohe Standards in der Gebäudekühlung gibt es nur für klinische Spezialbereiche wie OP-Säle, Intensiv- und Entbindungsstationen oder Medikamentendepots. Hier ist klar geregelt, wie heiß es sein darf.

"Lebendige Keimschleudern"

In Patientenbereichen greift man mancherorts noch auf mobile Klimaanlagen zurück, um punktuell die Temperaturen zu senken. Davon hält Krankenhaushygienikerin Possegger nichts: "Das sind lebendige Keimschleudern, die überhaupt nicht nachhaltig sind."

Vollständig klimatisiert sind Patientenbereiche derzeit nur in einzelnen Spitälern. In Wien gilt das für die PremiQaMed-Privatkliniken, das AKH und die Rudolfsstiftung. In diesen Wiener Spitälern kommt, so wie auch in vielen Krankenhäusern der Länder, ein Flickwerk aus verschiedenen Kühlungssystemen zum Einsatz. Der Hintergrund: Einzelne Gebäudeteile stammen aus unterschiedlichen Errichtungsperioden. Beim Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) nennt man etwa die Rudolfsstiftung: "Das Haupthaus wird mit einer klassischen Vollklimaanlage gekühlt, während ein neuer Gebäudeteil eine Kühldecke hat, die mit Fernkälte betrieben wird", erklärt ein Sprecher.

Auch im Krankenhaus Nord soll Fernkälte über Fußboden- und Deckenkühlung für erträgliche Temperaturen sorgen. In ganz alten Gebäuden, etwa im Wilhelminenspital oder Otto-Wagner-Spital, lässt das die Bausubstanz nicht zu. Hier greift man notgedrungen auf klassische Methoden – Beschattungsanlagen und "gezieltes Lüften" – zurück.

Vorbild auf dem Land

In anderen Bundesländern sieht die Lage ähnlich aus: In keinem einzigen Spital der Oberösterreichischen Gesundheitsholding, der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft oder der Tirol Kliniken gibt es flächendeckend Klimaanlagen. Gleiches gilt für die Salzburger und Kärntner Trägerorganisationen. Doch überall versucht man, sukzessive alternative Kühlsysteme einzusetzen.

Ökologischer Vorreiter ist das Land Tirol: Die Landeskliniken fördern Wasser aus dem Inn, um die Patientenbereiche flächendeckend zu kühlen. Ähnlich wie im neu errichteten Wiener Krankenhaus Nord gelingt das über die Boden- und Deckenkühlung. "Wir sind ein Klimabündnisbetrieb, daher liegt unser Fokus auf Energieeffizienz", erklärt ein Pressesprecher. (Alexander Polt, 11.7.2019)