Bis zu 1600 Pekingenten watscheln durch Katharina Edelbauer-Blascheks Landwirtschaft. Die Zeiten, in denen sie dafür belächelt wurde, sind vorbei.

Foto: edelbauer

Die Pekingente ist ein sanftes Geschöpf. Federrupfen und Kannibalismus sind ihr anders als manch verwandten Artgenossen fremd. Das Fliegen überlässt sie lieber ihren Urahnen, den wilden Stockenten. Mehr neugierig als scheu, schenkt sie dem Hüter ihrer Herde rasch das Vertrauen. Stetes leises Schnattern zeugt von ihrem Wohlbefinden. Regen und Gatschlöcher heben ihre gute Laune noch einmal erheblich.

Lustige Tiere seien sie, mitunter etwas tollpatschig, wenn es darum gehe, Hürden zu überwinden, ansonsten aber recht geländegängig, beschreibt Katharina Edelbauer-Blaschek ihre Schützlinge. Die Mühlviertlerin wagte mit der domestizierten Ente vor einem Jahr den Sprung ins kalte Wasser.

Enten statt Schweine

Geröstet und in Scheiben geschnitten, ist das Geflügel Chinas Nationalgericht – während es aus Österreichs Küche von Hendln fast zur Gänze verdrängt wurde. Edelbauer-Blaschek versucht das gemeinsam mit einem weiteren Dutzend oberösterreichischer Betriebe zu ändern. 1600 Pekingenten watscheln nun über die Wiesen ihrer Landwirtschaft. Acht Herden zieht sie übers Jahr groß. Sie sollen dem Importfleisch aus Asien und Osteuropa zumindest ein wenig Einhalt gebieten.

Die Bauernschaft rundum habe sie belächelt, erinnert sich die junge Landwirtin – hatte doch der Hof ihres Mannes traditionellerweise Schweine und Milchkühe. Schon der Umstieg auf Hühner bedeute einen Prestigeverlust, von Enten gar nicht zu reden. Bereut habe sie den vermeintlichen Abstieg und hohe Investitionen in bäuerliches Neuland aber nie. "Wir wollten auf Bio umstellen." Die baulichen Gegebenheiten hätten dies für Schweine nicht erlaubt. Geflügel mochte sie von jeher, der Probelauf mit 15 Tieren gelang, womit sie sich ganz der Pekingente verschrieb.

Biologische Aufzucht ist in Europa sonst nur einem winzigen Bruchteil der Enten vergönnt. Frankreich und Ungarn produzieren in Summe 107 Millionen Tiere. Überwiegendes Ziel ihrer Mast ist die Leber. Bewegungslos eingepfercht, werden Enten über Rohre und Schläuche unter Einsatz von Druckluft zwangsernährt. Delikatesse ist die Leber, das Fleisch des meist kurz vor Organversagen geschlachteten Geflügels gilt quasi als günstiges Abfallprodukt.

Stark umstrittene Haltung

In Europa ist Käfighaltung ohne Tageslicht für Enten nach wie vor gang und gäbe. Jungtiere leben auf Betonböden oder Ablaufrost. Enge Besatzdichte erfordert das Kürzen der Krallen und sensiblen Schnäbel. Davon betroffen ist vor allem die Barbarieente, die in Herden von bis zu 40.000 Tieren gehalten wird. In Österreich und Deutschland wird Landwirten von ihnen abgeraten: Strengere Tierschutzauflagen lassen ihre Mast hierzulande im großen Stil anders als in China und Osteuropa nicht zu.

Einfach ist es nicht, Enten in Bioqualität aus österreichischer Aufzucht auf die Teller der Konsumenten zu bekommen, räumt Jens Eipper ein, der dieses Projekt im Dienste von Eiermacher in Kremsmünster mitaufbaut. 3000 Tiere verarbeite der Betrieb derzeit wöchentlich. Ziel sei das Doppelte.

Nun nehme die Supermarktkette Spar die österreichische Pekingente unter ihrer Biomarke ins Sortiment auf. Merkur führe sie im September ein. Hofer liste sie über Aktionen bereits seit längerem.

Enten-Burger

Schritt für Schritt gewinnt sie in der Gastronomie an Boden. Eipper will etwa mit einem neuen Enten-Burger Appetit auf mehr machen. Doch der Eingang in klassische Asiaten blieb bisher bis auf eine einzige Ausnahme verwehrt. Zu groß ist die Preisdifferenz: Tiefgekühlte Importware ist ab drei Euro für das Kilo zu haben. Damit sich eine Biozucht in Österreich, für die Standards und Richtlinien mit der Tierschutzorganisation Vier Pfoten erarbeitet wurden, rechnet, braucht es das Vierfache.

400 Gramm Ente verzehren die Österreicher derzeit im Schnitt im Jahr. 97 Prozent davon kommen aus dem Ausland. Weltweit hält sich der Konsum von Entenfleisch mit jenem von Hühnern allerdings die Waage. Eipper ist daher zuversichtlich: "Das Potenzial ist da."

Sieben Wochen braucht Edelbauer-Blascheks Wassergeflügel in Tollet im Hausruckviertel, bis es in die Mauser, den Austausch des Federkleids, kommt und sein Schlachtgewicht erreicht. Bis dahin hat es rund um die Uhr Auslauf. Sie einzusperren mache die Tiere nervös, erzählt die Bäuerin. Und obwohl ihr Hof nahe eines Waldes liegt: Noch habe sich der Fuchs keine Pekingente geholt. (Verena Kainrath, 12.7.2019)