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Gesprächig: der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Foto: Reuters / Valentyn Ogrienko

Kiew/Moskau – Erstmals haben der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Kremlchef Wladimir Putin ein gemeinsames Gespräch über den blutigen Konflikt in der Ostukraine geführt. Bei dem Telefonat sei es auch um die Lage im Donbass gegangen, teilte der Kreml am Donnerstagabend in Moskau mit. Eine kleine Sensation im Verhältnis zwischen Moskau und Kiew.

An diesem Freitag treffen sich in Paris Russland und die Ukraine, Frankreich und Deutschland auf Beraterebene, um über eine Lösung des Ukraine-Konflikts zu sprechen. Es sei bei dem Gespräch die Fortsetzung der Arbeit im sogenannten Normandie-Format diskutiert worden, hieß es weiter. Konkret sei es um Siedlungsfragen im Konfliktgebiet der Ukraine gegangen und um die Rückkehr von Bewohnern. Außerdem seien Fragen des Gefangenenaustauschs erörter worden, hieß es in der Mitteilung des Kreml. Die Initiative für das Gespräch ging nach Kreml-Angaben von Kiew aus.

Keine Gratulation

Von ukrainischer Seite gab es zunächst keine Angaben zum Gesprächsinhalt. Es war der erste Kontakt zwischen beiden Präsidenten. Putin hatte Selenskyj bisher nicht einmal zu seinem Amtsantritt gratuliert.

Zuvor hatte Selenskyj ein Treffen mit Putin vorgeschlagen. Der Kremlchef wiederum schloss dies nicht aus, betonte aber, dass dies gut vorbereitet sein müsse. Ein Gipfel mit den Staatsspitzen im sogenannten Normandie-Format mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron könne deshalb erst nach der Parlamentswahl in der Ukraine am 21. Juli stattfinden, meinte er.

Mehr Teilnehmer bei Gesprächen

Gleichzeitig sei es möglich, den Kreis der Teilnehmer zu erweitern, hatte Putin am Donnerstag gesagt. Er reagierte damit auf einen Vorschlag Selenskyjs, der direkte Verhandlungen in der weißrussischen Hauptstadt Minsk zum bereits seit mehr als fünf Jahre andauernden Konflikt vorgeschlagen hatte. Ein in Minsk unter deutscher und französischer Vermittlung ausgehandeltes Abkommen von 2015 hat bisher allerdings kaum Erfolg gebracht. Deshalb schlug Selenskyj nun vor, die USA und Großbritannien einzubinden.

Selenskyj hatte immer wieder angekündigt, den Krieg in der Ostukraine so rasch wie möglich zu beenden. Die Parlamentswahl in gut einer Woche wird entscheidend für die Regierungsfähigkeit des proeuropäischen Politikers sein, da seine Partei bisher nicht im Parlament vertreten ist und er sich erst seine eigene Machtbasis schaffen muss.

Seit 2014 werden Teile der Gebiete Donezk und Luhansk an der russischen Grenze von Separatisten kontrolliert. Bei Kämpfen mit Regierungstruppen sind nach UN-Schätzungen rund 13.000 Menschen getötet worden. (APA, 11.7.2019)