Mit der androgynen Kunstfigur Ziggy Stardust hat die stockkonservative Barbie 2019 natürlich nichts mehr zu tun.

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Vor 50 Jahren war in der Popkultur einiges los. Jimi Hendrix trat 1969 in Woodstock auf und zerfetzte angesichts des Vietnamkriegs den Star Spangled Banner. John Lennon und Yoko Ono sangen "Give Peace a Chance". Iggy Pop & The Stooges erfanden mit nihilistischen Songs wie "I Wanna Be Your Dog" den Punkrock. Der auch nicht gerade gute Laune machende Film "Easy Rider" kam in die Kinos – und die Charles Manson Family gelangte wegen ihrer Morde zu trauriger Berühmtheit.

Inzwischen war im mausgrauen Mitteleuropa offenbar alles in Ordnung. Goldene Zeit des deutschen Schlagers: "Es geht eine Träne auf Reisen" (Adamo), "Geh nicht vorbei" (Christian Anders), "Es wird Nacht, Senorita" (Udo Jürgens).

redsails2008

Aber auch im angloamerikanischen Sprachraum war aufgrund all der Schrecken im richtigen Leben Eskapismus angesagt. Die Amerikaner fuhren mit einem VW-Bus erstmals zum Mond. Und in London verlor sich ein gewisser David Bowie auf dem Song "Space Oddity" draußen in den unendlichen Weiten des Weltalls.

Ausgerechnet zum runden Jubiläum des ziemlich tragischen Lost-in-Space-Songs "Space Oddity" veröffentlicht die Firma Mattel nun eine Barbiepuppe, die nach dem Vorbild von Ziggy Stardust, Bowies bekanntester Kunstfigur, gestaltet wurde. Für gut 45 Euro kann sie als Sammlerstück wohl eher von schon ziemlich großen Kindern erworben werden.

In space no one can hear you scream

Irgendwo da droben hinter dem Mond gleich rechts hört man ein höhnisches Lachen des Popsuperstars, der 2016 im Alter von nur 69 Jahren verstorben ist. Plastik, Pop und Pose waren zwar Bowies Welt, aber ob er sich für die stockkonservative Barbiewelt zu Lebzeiten hergegeben hätte? Wie heißt es in einer Werbung für den Weltraumschocker "Alien", der genau zehn Jahre später, 1979, erschien: "In space no one can hear you scream." (Christian Schachinger, 12. 7. 2019)