Alice Weidel war einst treibende Kraft des Parteiausschlussverfahrens gegen Björn Höcke – nun soll es eine Einigung zwischen der Fraktionsvorsitzenden und Höckes "Flügel" geben.

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Berlin – Der AfD-Rechts-außen-Gruppierung "Flügel" unter Führung von Björn Höcke ist es einem Bericht des "Spiegel" zufolge gelungen, ein Bündnis mit Bundestags-Fraktionschefin Alice Weidel zu schließen. Nachdem Weidel einst treibende Kraft des Parteiausschlussverfahrens gegen Höcke war, hätten sich die beiden seit etwa einem Jahr mindestens dreimal getroffen und vereinbart, einander nicht mehr öffentlich anzugreifen.

Weidel wisse längst, "dass die Partei Björn Höcke und sein Netzwerk nicht abschütteln kann, ohne Schaden zu nehmen", sagte der Verleger Götz Kubitschek, der in der Einigung offenbar vermittelte. Bei den Treffen sei es um Strategiefragen gegangen. "Alle Beteiligten sind sich einig darin, dass die Befriedung der Partei eine der wichtigsten Aufgaben überhaupt ist", sagte der Vertraute Höckes, der als intellektueller Wegbereiter eines modern verbrämten Rechtsextremismus gilt.

Weidel sagte dem "Spiegel", es sei ihr um Dialog gegangen: "Als Fraktionsvorsitzende verlangt man von mir zu Recht, dass ich ein gewisses Neutralitätsgebot einhalte."

"Neutraler und ausgleichender" Vorsitzender

AfD-Vorsitzender will Höcke nach "Spiegel"-Informationen nicht werden. Auch sein Mitstreiter, der Brandenburger Landeschef Andreas Kalbitz, ist offenbar nicht interessiert. Kalbitz sagte dem Magazin: "Ich werde auf dem Bundesparteitag Ende des Jahres nicht als Bundessprecher kandidieren." Er begründete das damit, "dass die derzeitige innerparteiliche Situation einen Kandidaten erfordert, der als neutraler und ausgleichender wahrgenommen wird, als dies bei mir im Moment für manche der Fall zu sein scheint".

In der AfD tobt ein Richtungsstreit zwischen dem völkisch-nationalistischen "Flügel" und den gemäßigteren Teilen. Höcke hatte vor einer Woche beim jährlichen Kyffhäuser-Treffen den Machtanspruch des "Flügels" geltend gemacht. Nach den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen werde er sich "mit großer Hingabe und mit großer Leidenschaft der Neuwahl des Bundesvorstands hingeben". Er fügte hinzu: "Und ich kann euch garantieren, dass dieser Bundesvorstand in dieser Zusammensetzung nicht wiedergewählt wird." (APA, red, 12.7.2019)