Faksimile: "Österreich"

Wer sich Sorgen macht, wie Sebastian Kurz im Falle einer erneuten Kanzlerschaft Österreich zu regieren gedenkt, kann sich entspannen. Als ÖVP-Obmann ist er nach Israel gereist, um vom dortigen Premierminister Netanjahu zu lernen. Ganz im Sinne seines Freizeitmottos, viele normale Gespräche mit normalen Leuten in normaler Umgebung zu führen. Glaubt man der "Kronen Zeitung" vom Donnerstag, ist er nun bestens für neue Aufgaben gerüstet, denn "hier erfährt man die Trends früher, als sie in Österreich ankommen", zieht Alt-Kanzler Sebastian Kurz Bilanz seiner Reise. Was Kurz bilanzierte, fasste die "Krone" in dem Titel zusammen "Es geht um Sicherheit in Österreich". Wieso in Israel, blieb offen. Vielleicht deshalb, weil er der Polizeieinheit Yaman, der "israelischen Cobra", einen Besuch abstattete und von dort die tiefe Erkenntnis mitbrachte: Die Fanatiker sind nicht verschwunden. Wofür und worauf müssen wir uns rüsten?

Worauf wir uns rüsten müssen, ist klar. Alt-Kanzler Kurz holte auch Israels Kenntnis über die Migrationsströme ein: "Wie läuft es weiter?" Zum Glück bezieht der Alt-Kanzler eine klare Haltung: "Wer glaubt, dass es irgendwann keine Absicht mehr geben wird, nach Europa zu kommen, täuscht sich. Am schlimmsten trifft es die Menschen, die sich auf den Weg machen. Eine klarere Haltung dazu lässt sich gar nicht denken. Man muss schon nach Israel reisen, wo man die Trends früher erfährt, als sie in Österreich ankommen, um zu so viel Klarheit zu gelangen.

Empört, weil "FPÖ-Klub von Polizei bewacht wird"

Weniger Ergreifendes hatte die "Krone" objektiv und seriös von einem Mieter Christian Basel erfahren. Der ist empört, dass der FPÖ-Klub von Polizei bewacht wird. "Warum müssen Polizisten ein Gebäude bewachen, in dem es niemanden mehr zu schützen gibt?" – mit dieser Frage wandte sich Christian Basel, Mieter einer Wohnung in der Reichsratsstraße 7, an die "Krone". Wohin hätte er sich auch sonst wenden können?

"Aufgrund von ,besonderen Umständen' wurde ein Schutz des hier werkenden Staatsträgers (Strache, Anm.) gewährt, sodass dieses Objekt während den Bürozeiten von der Polizei überwacht wurde", erzählt Mieter Basel der "Krone". Dass die Bewachung des Gebäudes aufrecht blieb, als Strache längst nicht mehr sein Büro an dieser Adresse hatte, löst bei ihm großes Unverständnis aus. Ob dieses Unverständnis auch vor Ibiza ausgelöst worden wäre beziehungsweise ob die "Krone" Mieter Basel damals auch so hingebungsvoll hätte zu Wort kommen lassen, ging in der Empörung von Mieter Basel unter.

Wie hätte Mieter Basel erst reagiert, hätte er aus "Österreich" erfahren: Neuer Look für Strache. Mit grauen Haaren. Neues Leben: Seit seinem 50er verzichtet Ex-FPÖ-Chef aufs Haarefärben. Der neue Look für Strache – Ex-FP-Chef ergraut – setzte sich im Blattinneren fort, wo man aufgrund eines Selfies mit Philippa zu dem Schluss kommt: So Strache zuvor nicht farblich nachgeholfen hat, hat die Affäre rund um Ibiza also ihre Spuren hinterlassen. Und "Österreich" hat das gründlich recherchiert. Zum Vergleich: Am Tag seines Rücktritts, am 18. Mai, seinem letzten Tag als Politiker, ist Strache zwar leichenblass, in seiner Haarpracht ist aber kaum ein graues Haar zu erkennen. Das ist Qualitätsjournalismus!

Faksimile: "Österreich"

Apropos letzter Tag als Politiker: Ein paar Seiten weiter hinten im Blatt eine ganze Seite: Die Strache-Bio im Vorabdruck - So plant der gefallene FPÖ-Chef schon seine Wiederkehr. Der Schreck nach dem Ibiza-Desaster dauert nur kurz. Strache wird für den Wiener Bürgermeister kandidieren.

Die Strache-Bio im Vorabdruck erweist sich als aufgewärmte Nacherzählung der Ereignisse nach dem Ibiza-Video, und die Kandidatur für den Wiener Bürgermeister als warme Luft, in den Satz gefüllt: "Mein politisches Leben, das sich stets auf Wien und Österreich fokussiert hat, ist mit Sicherheit nicht am Ende."

Strache muss sich keine Sorgen machen

Warum auch, wenn Strache sich sogar dann keine Sorgen zu machen braucht, wenn er nicht Wiener Bürgermeister wird. Er hat ja noch eine Frau in der Hinterhand. Ein Mandat wäre der 31-jährigen Wienerin auf Platz 3 der Wiener Landesliste nach der Wahl sicher. Und: Laut FPÖ-Insidern winkt Strache zudem ein Beratervertrag im FPÖ-Umfeld, die Rede ist von 10.000 Euro im Monat. Zusammen mit Philippas Gage im Nationalrat von rund 8.931 Euro wäre dann die Vizekanzler-Gage fast kompensiert.

Schön zu erfahren, wie sich "Österreich" um die Straches sorgt – wenn sich die "Krone" nur noch um Kurz kümmert. (Günter Traxler, 13.7.2019)