Zwei in derselben Regierung haben ein gleiches Problem. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (rechts) und sein Stellvertreiter Johann Tschürtz (links).

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Die deutsche Sprache hat ganz besondere, versteckte Winkel, in denen wie ein Hausschwamm häufig das Missverstehen und das Haarspalten gedeihen. Im politischen Burgenland lässt sich das zurzeit fast exemplarisch beobachten. Die Parteien – FPÖ und SPÖ auf der einen, ÖVP und Grüne auf der anderen Seite – befetzen einander beinahe sprachphilosophisch. Ist dasselbe das Gleiche? Kann man das eine mit dem anderen vergleichen? Oder verselbstständigt dieses sich dann?

Ausgangspunkt des Disputs ist eine rote Parallelaktion. Hans Peter Doskozil, der pannonische SP-Chef, der im Jänner seine erste Wahl zu schlagen hat, tourt durchs sommerliche Land unter dem Tourmotto "Ganz oben steht das Burgenland". Der Auftakt dieser Sommertour wurde sogar österreichweit wahrgenommen, denn Doskozil unterlag da schaubühnenreif Pamela Rendi-Wagner beim Hemdenbügeln.

Lustige Wettstreite

Solche lustigen Wettstreite sind ein fixer Bestandteil der Tour. Unter dem originellen Slogan "Schlag den Dosko" gab es bereits ein Torwandschießen und zuletzt, in Großpetersdorf, ein Wettnageln.

Parallel dazu tourt Hans Peter Doskozil aber auch unter dem Titel "Doskozil fragt nach" als Landeshauptmann durch sein Land, um herauszufinden, wo die Menschen der Schuh drückt. Bezahlt wird diese Tour aus der Landeskassa. Was eben zu der Frage führt: Ist "Doskozil fragt nach" dasselbe wie "Ganz oben steht das Burgenland"? Oder nur das Gleiche?

Amtliche Mitteilung

Eine Zigtausend-Euro-Frage, zumal die Einladung zu "Doskozil fragt nach" als "Amtliche Mitteilung" per Postwurf an die Bürger ging und großflächige Plakate an die Einladung erinnern. Christoph Wolf, der VP-Landesgeschäftsführer tendiert zur Interpretation, das eine sei dasselbe wie das andere: "Hier wird schamlos Wahlwerbung aus dem Landesbudget bezahlt. Diese Aktionen haben nur für das SPÖ-Wahlkampfbudget einen Sinn."

Wolfs rotes Gegenüber, Christian Dax, vergilt Gleiches mit Gleichem: "Die ÖVP predigt Wasser und trinkt Wein." Thomas Steiner, der schwarze Parteichef und Eisenstädter Bürgermeister, sei im letzten Amtsblatt der Landeshauptstadt "sage und schreibe mit 22 Fotos auf 48 Seiten vertreten". Und schon hat sich der Vergleich verselbstständigt und wurde zum Schlagabtausch.

Blauer Sozialverein

Regina Petrik, die grüne Landessprecherin, ist ansonsten ja solch rauen Männertugenden eher abhold. Diesmal allerdings möchte sie im Gleichklang mit Christoph Wolf schon auch ausdrücklich gesagt haben: Die Doskozil'sche Fragetour "ist wie ein persönlicher Vorwahlkampf auf Steuerkosten".

Und sie wundert sich, "dass sich das die FPÖ gefallen lässt". Die freilich hat ihre eigenen Fisimatenten, welche die Grünen-Chefin jedenfalls mitverursacht hat. Der FPÖ-nahe Sozialverein "Burgenländer in Not" habe, so zitierte sie unlängst kopfschüttelnd aus einer Anfragebeantwortung, seit November 2016 30.500 Euro Landesförderungen bekommen. "Andere Vereine haben dieses Geld in zehn Jahren." Hier werde "ein Verein ausgestattet für Veranstaltungen, auf denen die FPÖ ihre Wahlkampfauftritte hat".

"Endlos schamlos"

Wie etwa die Abschlussveranstaltung zum EU-Wahlkampf, bei der auch Heinz-Christian Strache angesagt gewesen wäre. Aber der hatte an diesem Tag selber jene Fisimatenten, durch die der Blick auf solche parteinahen Vereine geschärft wurde.

Parteichef und Landeshauptmannvize Johann Tschürtz ist dennoch sehr empört über Petriks "grenzenlose Unverschämtheit". Zwar sei dieser Verein schon eine Vorfeldorganisation der FPÖ, "aber jeder Cent" komme bedürftigen Burgenländer zugute. Da über illegale Parteifinanzierung zu munkeln, sei "endlos schamlos".

Strenge Sprachphilosophie

"Der Rechnungshof", sagt Petrik, möge sich das Konstrukt anschauen. Das Wort "Rechnungshof" nimmt die burgenländische Opposition sehr gerne in den Mund. Und sei es nur, um die SPÖ zu piesacken, die in Bezug auf das oberste Kontrollorgan eine etwas, nun ja, bemerkenswerte Haltung hat. Nicht nur die Bundespartei tut sich schwer mit den Prüfern. Auch die Pannonier. Im April haben sie ihrem Rechnungshof die unbeschränkte Einsicht in die Landesbuchhaltung beschnitten. Rechnungshofprüfer folgen ja einer sehr strengen sprachphilosophischen Richtung. Also dem Grundsatz, dass dasselbe und das Gleiche nie und nimmer dasselbe sein können. (Wolfgang Weisgram, 13.7.2019)